Kommunales Kino der AG Stadtkino e.V. im Schönborner Hof (Institut français)

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Spielplan Kultursommer 2014


1. Einführung
2. Programm Tag für Tag unten

Logo Kultursommer „Sinn und Sinnlichkeit – Barocke Welten “
vom 22. Mai - 18. Juni im CinéMayence, Mainz

Das Kommunale Kino CinéMayence bietet im Mai und Juni ein Programm im Rahmen des Kultursommer Rheinland-Pfalz an.

Themen sind die Darstellung und Vermittlung von Sinnlichkeit im Kino und die Darstellung barocker Welten im Film. Dabei zeigen wir auch interessante Übereinstimmungen zwischen den Konzeptionen der kunstgeschichtlichen Periode des Barock und denen des heutigen Mediums Kino: Gemeinsam ist die Faszination für das Spektakel, die Illusion (trompe l’oeil), die offene Form und die Einbeziehung des Betrachters.

Logo Kultursommer Programmschwerpunkte

  • Filme, welche die Sinnlichkeit des Menschen thematisieren und von Bedingungen, Bedeutungen und Konsequenzen für Individuen und ihre sozialen Kontakte handeln
  • Filme, welche die Sinne des Menschen – wie etwa des Denkens, Fühlens, aber auch des Schmeckens – thematisieren.
  • Filme, die Formprinzipien barocker Kunst und barocker Lebensart vermitteln.
  • 'Expanded Cinema': Einzelne Filmvorstellungen werden erweitert (z.B. durch Dia-Einblendungen oder kulinarische Angebote)

    In Ergänzung dazu, präsentieren wir unter dem Titel Europe’s Finest eine Auswahl von Filmklassikern, die zum gemeinsamen kulturellen Erbe Europas gehören. Es handelt sich dabei um ein innovatives europäisches Pilotprojekt, das mit Hilfe der Digitalisierung Klassiker des europäischen Films wieder in die Kinos bringt.

    Zur Filmreihe gehören Spielfilme, Dokumentarfilme und Kurzfilme. Das Programm ist auch ein schöner Anlass Filmklassiker und Repertoire-Filme wieder auf die Leinwand zu bringen. Einige Vorführungen werden mit Einführungen von Fachleuten ergänzt.

    Eintrittspreis Filme: 4,80 € (normal), 3,80 € (ermäßigt)
    Eintritt Film & Vortrag: 6,50 € (normal), 4,50 € (ermäßigt)

    Die Programmreihe wird gefördert von Kultursommer Rheinland-Pfalz der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur
    Konzept/Kurator: Reinhard W. Wolf
    Kooperationspartner: Mainzer Psychoanalytisches Institut, Filmwissenschaft der Uni Mainz, Institut français.
    CinéMayence bei facebook


    Programm Tag für Tag
    Sprung zum Datum 22 23 24 25 26  27 28 29  30  1 3 3  4 5  6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 


    Moliere auf dem Fahrrad Do, 22.05. – Mi, 28.05., 20:30 Uhr
    Kultursommer Rheinland-Pfalz: Barock / Komödie / Mainzer Erstaufführung
    »Molière auf dem Fahrrad (Alceste à bicyclette)«
    Spielfilm von Philippe Le Guay, F 2013, digital, 104 Min., OmU
    Darsteller: Fabrice Luchini, Lambert Wilson, Maya Sansa u.a.
    nach dem Molière-Stück „Der Menschenfeind oder der verliebte Melancholiker“

    Einst war Serge Tanneur (Fabrice Luchini) ein gefeierter Schauspielstar, doch mittlerweile lebt er zurückgezogen in einem maroden Haus auf der Île de Ré und hat der Schauspielerei abgeschworen. Eines Tages taucht sein alter Weggefährte Gauthier Valence (Lambert Wilson) bei ihm auf. Gauthier ist als Fernseharzt berühmt geworden, doch ist imh der Ruhm der Fernsehwelt nicht mehr genugt. Er plant eine Produktion von Molières "Der Menschenfeind" und will Serge unbedingt dabei wissen. Zwar gibt sich Serge zunächst unnachgiebig, doch ausgerechnet die Rolle des Alceste aus diesem Stück wollte er schon immer spielen und so lässt er sich zu gemeinsamen Proben überreden. Allmählich öffnet sich der einsiedlerische Serge, verbringt vergnügliche Stunden mit Gauthier und lernt dabei die hübsche Italienerin Francesca kennen. Doch dann geraten das wahre Leben und die Welt des Theaters aneinander – Freundschaft trifft auf Eitelkeiten und Liebe auf Verrat.

    Moliere auf dem Fahrrad Hintergrund
    Der Film bezieht sich auf Molières barocke Komödie „Der Menschenfeind“ vom Hof des Königs Ludwig XIV., in der Alceste einen satirischen Kreuzzug gegen die verlogenen Codes und Grundzüge der elitären Gesellschaft im Frankreich des 17. Jahrhunderts führt. Als Idealist betont er trotz seines Status als Adeliger seine Unabhängigkeit vom Hof des „Sonnenkönigs“ und weigert sich, in seinem Reden und Verhalten Kompromisse mit der Wahrhaftigkeit einzugehen.
    Unter dem theaterbegeisterten Ludwig XIV. behandelten die Stücke Widersprüche und Ausweglosigkeiten der in eine feste Etikette eingebundenen adligen Gesellschaft. Das Leben bei Hofe glich ohnehin einem prunkvollen Schauspiel, mit dem Theater als idealem Spiegel, und Molière, Sohn eines königlichen Hoftapezierers, als wichtigstem Autor.
    Mit seiner gleichzeitigen Beschwörung und Diskussion gesellschaftlicher Regeln ist Der Menschenfeind Bestandteil eines goldenen Zeitalters des Theaters, das in Frankreich neben Molière unter anderem auch Racine und Corneille vertreten.

    Molières vermutlich stark autobiographischem Stück "Der Menschenfeind oder der verliebte Melancholiker“ ist Barock-Theater in all seinen Facetten von lustvoller Präsentation, Gewalt und exotischer Üppigkeit, seiner Vitalität wie Todesverbundenheit.

    Links
    Offizielle Filmseite (D): http://moliereaufdemfahrrad.de/
    Französische Filmseite: http://www.pathefilms.com/film/alcesteabicyclette


    Love Steks Do 29.05. – Di 03.06., 20:30 Uhr
    Kultursommer Rheinland-Pfalz: Sinn und Sinnlichkeit / Neues deutsches Kino
    »Love Steaks«
    Spielfilm von Jakob Lass, D 2013, digital, 89 Min.
    Darsteller: Franz Rogowski, Lana Cooper

    Clemens (Franz Rogowski) ist schüchtern, höflich und gerade mit seiner Ausbildung zum Masseur fertig. Bei seinem ersten Job im Spa eines Luxushotels an der Ostsee prallt er im Fahrstuhl auf die schlagfertige Lara (Lana Cooper), die ihn zunächst überhaupt nicht riechen kann. Ihren harten Alltag als Azubine in der Hotelküche gestaltet sie nach eigenen Regeln. Sie massiert Steaks und will Spaß. Er massiert Speckröllchen und liebt Ruhe. Bei ihren verrückten Aktionen macht er nicht mit. Doch dann knallt’s heftig zwischen diesem ungleichen Paar, sie verlieben sich mit Haut und Haaren, hemmungslos, wild entschlossen, einen Platz im Leben des anderen zu finden. Auch wenn das heißt, den Gegensatz bis auf’s Blut zu reizen, um ihn weich zu kneten – bis die Sache aus dem Ruder zu laufen droht und beide eine Entscheidung treffen müssen...

    Love Steks Kritik
    »LOVE STEAKS ist nicht nur ein Film, sondern vielmehr ein Geschenk an die Zuschauer, das nur so strotzt vor Kraft, Spielfreude, Farben und Liebe und einmal mehr zeigt, wozu Kino in der Lage ist.«
    (Jury, Filmfestival Max Ophüls Peis 2014)
    »... diesem Film sind die Bräsigkeiten des deutschen Bescheidenheits- und Konsensfilmemachens gehörig ausgetrieben: Schön flink, geradezu lebensbejahend ekstatisch saust die Kamera (Timon Schäppi) durch die Bedienstetenwelt hinter den Kulissen eines tristen, betäubend auf Wohlgefühl getrimmten Hotels. Der Schnitt (Gesa Jäger) stückelt den Film hektisch und roh, mitunter auch unter unbekümmerter Missachtung dessen, was das Lehrbuch rät (...) Schön, ja toll, was dieser Film sich traut. Er beweist in seinen Episoden und Vignetten erfrischenden Mut zum Humor (...) Selten hat man zuletzt im deutschen Kino zwei junge Darsteller mit derart ausgeprägter Freude am Spiel gesehen. Auch das, wie alles andere: ein tolles, schönes Kinoglück.«
    (taz)

    Love Steks »Regisseur Jakob Lass hielt sich bei den Dreharbeiten streng an das selbst verfasste „Fogma-Manifest“ – eine radikalisierte Variante des dänischen „Dogma 95“, die Originalschauplätze vorschreibt. Lass und sein Team benehmen sich in dem reellen Hotel, das sie zum Drehort wählten, so unbefangen wie Lara in ihrer Küche ...«
    (Daniel Kothenschulte, FR)

    Hintergrund
    Die preisgekrönte Lovestory räumte erstmals in der Geschichte des Filmfests München sämtliche Förderpreise in allen Kategorien ab und sorgte für einen kleinen Skandal: Als Film ohne Drehbuch, der den Drehbuchpreis gewonnen hat. Jüngst wurde LOVE STEAKS auch noch mit dem Hauptpreis des 35. Filmfestival Max Ophüls Preis ausgezeichnet und ist zudem in der Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis LOLA 2014 nominiert.

    Links
    Offizielle Filmseite: http://www.lovesteaks.de


    Chronologisch außerdem im Programm:
    Mi 04. Juni, 20:30 Uhr
    Film und Diskussion / Flüchtlingspolitik
    »Can’t be silent«
    Dokumentarfilm von Julia Oelkers, D 2013, digital, 87 Min.; OF
    anschl. Diskussion
    Eine Veranstaltung der Projektgruppe GLOBAL BEWEGT! im Rahmen der ökumenischen Aktionswoche »Flucht: Neue Wege gehen«

    Links
    Offizielle Filmseite: www.cant-be-silent.de/home/


    La Deutsche Vita Do 05. – Mo 9. Juni, 20:30 Uhr
    Kultursommer / Sinn und Sinnlichkeit / Mainzer Erstaufführung
    »La Deutsche Vita«
    Dokumentarfilm von Alessandro Cassigoli & Tania Masi, D 2014, 60 Min.

    Dieser Dokumentarfilm ist ein genüsslicher und vergnüglicher Streifzug durch den Großstadt- und Klischeedschungel. Er zeigt Berlin aus der Sicht junger Italiener. Der Regisseur ist einer von ihnen: Alessandro Cassigoli, der sich mit der aus Florenz stammenden Tania Masi und dem aus Brasilien stammenden Kameramann William Chicarelli Filho auf eine italienische Reise durch Berlin begibt, um des eigenen Heimwehs Herr zu werden.

    Wonach sollte man sich sehnen, wenn original italienischer Mozzarella in Berlin hergestellt wird und der Italiener von der Pizzeria an der Ecke aus Bosnien kommt? Viel wichtiger ist da doch die Frage, wie man es mit diesen Deutschen aushalten soll, die nur essen, um den Magen zu füllen, immer alles ausdiskutieren müssen und dazu noch Rad fahren.

    La Deutsche Vita In einem wilden Ritt durch sämtliche Klischees über Italiener und Deutsche (alle wahr!) hat man nicht nur das Gefühl, sich in einem Fellini-Film (auf Speed) zu befinden, sondern das Eigene spiegelt sich im Fremden. Ganz nebenbei erzählen sich große Themen wie Migration, Identität, Krise und Globalisierung.

    Vorprogramm
    LA DEUTSCHE VITA ist nicht nur kurzweilig, sondern auch relativ kurz für einen Kinofilm. Wir laden deshalb zusätzlich zu einem Apéro ein (für die je ersten zehn Zuschauer) und zeigen im Vorprogramm zwei passende Kurzfilm: Die satirische Umfrage WAS DENKT DIE WELT ÜBER DEUTSCHEN? des Mainzer Filmemachers Sebastian Linke und NON-FAT – ein krasser Überwachungskamerafilm aus einem italienischen Café in England.

    WAS DENKT DIE WELT ÜBER DIE DEUTSCHEN?
    Kurzspielfilm von Sebastian Linke, Mainz/Syldavien 2011, 3 Min, OmU
    Menschen aus aller Herren Länder erzählen, was sie von den Deutschen halten.

    NON-FAT
    Ultrakurzfilm von Oliver Manzi, GB 2003, 1 Min, OF
    Ein dicker italienischer Barmann rastet aus als eine schlanke Engländerin koffeinfreien Kaffee mit fettarmer Milch bestellt.

    Links
    Offizielle Filmseite: www.ladeutschevitaderfilm.com/


    Carravaggio Di 10. – Do 12. Juni, 20:30 Uhr
    Kultursommer / Barocke Welten / Wiederaufführung
    »Caravaggio«
    Spielfilm von Derek Jarman, GB 1996, digital, 93 Min, OmU
    Darsteller: Nigel Terry, Sean Bean, Tilda Swinton u.a.
    Musik: Simon Fisher Turner;
Ausstattung: Christopher Hobbs

    Auf dem Sterbebett blickt der Maler Michelangelo Caravaggio (Nigel Terry) auf sein Leben zurück. Gerade erst ist er vierzig geworden. Er ist von Narben und den Spuren eines wilden Lebens zwischen Ausschweifung und sozialem Protest gezeichnet. Nach Jahren auf der Flucht lebt er jetzt fernab seiner Heimat in einem armseligen Raum im toskanischen Porto Ercole.
    In Fieberträumen und erotischen Fantasien vermischen sich Episoden seines aufregenden Lebens mit den Visionen seines nahenden Todes: Seine Kindheit in Bergamo und Mailand, die Förderung seines Talents durch Kardinal Del Monte in Rom, die Auseinandersetzungen um seinen realistischen Stil, vor allem die Begegnungen mit seinen Modellen scheinen in dem Film auf. Die Vorbilder für seine biblischen Figuren findet Caravaggio unter Außenseitern: Bei seinen Ausflügen zu den Armen, Dieben und Trinkern lernt er auch den Spieler Ranuccio (Sean Bean) und dessen Geliebte, die Prostituierte Lena (Tilda Swinton), kennen . . .
    Carravaggio

    Hintergrund
    Derek Jarman (1942 – 1994, links im Set-Bild) verfilmte 1986 das Leben des großen italienischen Malers Michelangelo Merisi (1571–1610), der sich nach seinem Geburtsort Caravaggio nennt. In Form einer experimentellen Annäherung beleuchtet der wohl berühmteste britische Filmemacher der 80er Jahre vor allem den Aspekt eines Künstlers, der zwischen der Welt seiner Förderer und Gönner und jener seiner mittellosen Modelle hin- und hergerissen ist, letztlich in allen sozialen Sphären zum Außenseiter wird.

    Carravaggio Die Handlung ist ein raffiniertes Konstrukt aus durch Quellen gesicherten Ereignissen, biografischen Fakten, Mutmaßungen, Legenden und reiner Fiktion. Der Film entstand in verlassenen Lagerhäusern entlang der Themse. Bewusst versuchte Jarman keine illusionistische Nachbildung. sondern ein wegweisend neues Konzept, das die Figuren des Films aus heutigem Interesse näher bringt – ein dynamischer Realismus wie in der Arbeit Caravaggios selbst. Aufsehenerregend und der Malerei adäquat ist Jarmans visuelle Gestaltung: wie Caravaggio, der als wichtigster Vertreter des clair-obscur gilt (der dramatischen, nicht-realistischen Lichtgestaltung), meißelt der Filmemacher nur die Teile des Bühnenbilds aus dem Dunkel, die in der Szene eine dramatische Bedeutung haben.

    Für Caravaggio erhielt Jarman 1986 auf der Berlinale einen Silbernen Bären für besondere künstlerische Gestaltung. Die Wiederaufführung in 2014 wurde durch Digitalisierung (British Film Institute) möglich.

    Links
    Filmseite des Verleihs: www.delicatessen.org/caravaggio.html
    „Caravaggio und Derek Jarman“ (Notizen zur Kunst): http://randzeichnungen.blogspot.de/
    Artikel aus Sight & Sound (bfi) über Derek Jarman: http://old.bfi.org.uk/sightandsound/feature/


    Attenberg Fr, 13. Juni, 20:30 Uhr
    Kultursommer / Kino im Kopf / Memento mori
    »Liebe«
    Spielfilm von Michael Haneke, F/D/A 2012, 127 Min., 35mm, dt. Fassung
    Darsteller: Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva, Isabelle Huppert u.a.
    Kamera: Darius Khondji: Musik: Franz Schubert, Ludwig van Beethoven

    »Michael Haneke zeigt in seinem Film die Liebe und innige Verbundenheit, eines Ehepaares, zweier pensionierter Musikprofessoren, eindrucksvoll gespielt von Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant, in deren gewohntes und ruhiges Leben die Frau plötzlich erkrankt und nach einem misslungenen chirurgischen Routineeingriff pflegebedürftig wird.
    Der quasi als Kammerspiel inszenierte Film mit großer Suggestivkraft für den Zuschauer spielt fast überwiegend in den Räumen einer großbürgerlichen Pariser Wohnung und zeigt in ungeschminkter Unmittelbarkeit, mit großer Einfühlsamkeit, Nähe zu den Protagonisten und minimalistischen filmischen Mitteln, wie das alternde Ehepaar bewusst auf sich und ihre innere Verbundenheit zurückgezogen mit der Pflegebedürftigkeit der Ehefrau lebt, wohlwissend, was und wie das Ende sein wird.« (Dr. Udo Porsch)

    Hintergrund
    Als Ausgangspunkt diente Haneke die Geschichte seiner über 90-jährigen Tante, die ihn großgezogen hatte. Sie hatte unter schwerem Rheumatismus gelitten und die letzten Jahre allein in ihrer Wohnung gelebt. Hauptthema seines Drehbuchs sei nicht Alter und Tod, »sondern die Frage, wie man mit dem Leiden eines geliebten Menschen umgeht« (Haneke über Haneke, 2012).

    Auszeichnungen
    Der Film ist mehrfach ausgezeichnet, erhielt u.a. 2012 die Goldene Palme für den besten Film in Cannes, 2013 den Oscar und den Golden Globe Award für den besten fremdländischen Film und fünf Césars.

    In Kooperation mit dem Mainzer Psychoanalytischen Institut. Eintritt: 6,50 € / 4,50 € (ermäßigt) Filmanalyse nach dem Film: Dipl.-Psych. PD Dr. Udo Porsch


    Dangerous Liaisons Sa, 14. – Mo, 16. Juni, 20:30 Uhr
    Kultursommer / Barocke Welten / Kostümfilm
    Dangerous Liaisons (Gefährliche Liebschaften)
    Spielfilm von Stephen Frears, USA/GB 1989, 35mm, 112 Min., OmU
    Musik: Simon Fisher Turner; Darsteller: Glenn Close, John Malkovich, Michelle Pfeiffer, Keanu Reeves, Uma Thurman u.a.

    Frankreich zur Zeit des Rokoko: Die Marquise de Merteuil (Glenn Close) und der Vicomte de Valmont (John Malkovich) gehen miteinander ein frivoles Ränkespiel ein, das junge, unschuldige Opfer fordert. Er soll Madame de Tourvel (Michelle Pfeiffer) verführen, die jungfräuliche Braut ihres früheren Liebhabers, der sie verlassen hatte. Als Gegenleistung nach gelungener Verführung verspricht sie Valmont eine Liebesnacht. Alles entwickelt sich nach Plan – bis sich Valmont tatsächlich in das engelhafte Wesen verliebt und den Pakt bricht. Die Marquise sinnt auf Rache und bald scheint ein tödlicher Kampf der Geschlechter unausweichlich . . .

    Dangerous Liaisons Der aufwendige Kostümfilm des britischen Regisseurs Stephen Frears beschreibt elegant, amüsant und erotisch ausschweifend das Leben der adligen Gesellschaft, aber auch warum die Dekadenz der selbstgefälligen Aristokratie letztlich zur ihrer eigenen Abschaffung führen musste. Es ist »ein Film über Sex, Macht und Geld.« (Stephen Frears).

    Hintergrund
    Die Geschichte beruht auf dem Briefroman LES LIAISONS DANGEREUSES des Offiziers und Schriftstellers Choderlos de Laclos, der 1782 anonym erschien und mehrmals verfilmt wurde.

    DANGEROUS LIAISONS wurde in Schlössern und Palais in der Umgebung von Paris gedreht. Hauptdrehort war das barocke Château de Maisons-Laffitte in der Île-de-France. Die Kostüme kreierte James Acheson, für die er 1989 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Neben der eigens für den Film komponierten Musik von George Fenton sind auch Kompositionen aus der Zeit des Barock zu hören. Regisseur Stephen Frears (MEIN WUNDERBARER WASCHSALON, PHILOMENA), der vom Theater zum Film kam, gilt als einer der Begründer des New British Cinema.


    The Making of Di, 17. Juni, 20:30 Uhr
    Kultursommer / Sinn und Sinne / Mainzer Erstaufführung
    »The Making Of«
    Essay von Viola Stephan, D 2005, 89 Min., 35mm, engl, dt. + russ. OmenglUT

    Seeing is Believing? Dieses heitere filmische Essay gibt eine wissenschaftliche und künstlerische Antwort auf viele Fragen der Sinneswahrnehmung beim Sehen – zum Beispiel beim Filmsehen: Welche neurophysiologischen Vorgänge innerhalb der menschlichen Wahrnehmung laufen ab? Ist das wirklich die Realität, was uns (Dokumentar-)Filme vermitteln? Ist die Realität, oder das, was wir als diese annehmen, überhaupt real? Oder folgt sie Gesetzen, die filmisch sind, die dramaturgischen Regeln gehorchen?

    Die Filmemacherin Viola Stephan hat zahlreiche Experten aus den Bereichen Neurobiologie, Neuroinformatik und Neurophysiologie befragt, und entwirft so ein niemals verwissenschaftlichtes Bild, sondern folgt dem Ideal der fröhlichen Wissenschaften.
    Auf spielerische Weise werden Beispiele und Versuche dargestellt: der zitternde Gang von Stabheuschrecken, Eulen mit Elektroden im Kopf, ein nach dem Zufallsprinzip gerührter Teig, ein Gemälde von Salvador Dalí und ebenso amüsante wie eloquente Forscher-Philosophen.

    Links
    Viola Stephan (Sredafilm): www.sredafilm.com/7_stephan/vstephan.html
    Verleih: http://films.arsenal-berlin.de/index.php/Detail/Object/Show/object_id/8770


    Mulholland Dr Mi, 18. Juni, 20:30 Uhr
    Kultursommer / Sinn und Sinnlichkeit / Barocke Filmwelten
    »Mulholland Drive«
    Spielfilm von David Lynch, USA/F 2001, digital, 141 Min., OmU
    Darsteller: Naomi Watts, Laura Harring, Ann Miller, Dan Hedaya, Rebekah Del Rio u.a.
    Musik: Angelo Badalamenti; Produzenten: Pierre Edelman, Alain Sarde

    Einführung: Dr. Roman Mauer (Filmwissenschaftler, Johannes Gutenberg-Universität Mainz)

    Eine Limousine fährt langsam durch die Hügel Hollywoods. Sie hält. Die Frau auf dem Rücksitz wird mit einer Pistole bedroht, doch im selben Moment rast ein anderes Auto mit kreischenden Insassen in die Limousine und alles verändert sich. . . .
    Eine andere Frau sitzt verzweifelt in ihrem Appartement. Da kommt ein kreischendes altes Ehepaar auf sie zu, sie kreischt mit ihnen und alles verändert sich . . .

    Es macht wenig Sinn den Plot von Mulholland Drive zusammenfassen zu wollen, es würde länger dauern als der Film selbst. Wie ein Puzzle fügen sich die Szenen unmerklich aneinander, und was man zu Beginn für scheinbar unzusammenhängende Parallelhandlungen hält, ergibt am Ende ein schlüssiges Bild.

    Mulholland Dr “If you’ve done good, you’ll see me one more time. If you’ve done bad, you’ll see me two more times.” (The Cowboy)

    David Lynch‘s Filmfiguren sind selbst Träumende in der Traumfabrik, von der MULHOLLAND DRIVE handelt. Lynch scheint die visuelle Sprache des Unbewussten zu beherrschen und der Zuschauer versteht – solange er sich nicht an die Oberfläche der Bilder klammert, sondern sich dem flow hingibt.
    David Lynch ist der ‘barockeste‘ Regisseur unter den zeitgenössischen Filmemachern. In seinen Filmen finden sich fast alle Merkmale des Barock: nicht-lineare sich überlappende Erzählungen, grenzenlose Räume, Synergie der Sinne, Multiperspektivität, Inszenierungen in der Tiefe des Bildes, expressive Lichtführung und ‚unlogische‘ Bild-Montagen. Und: inhaltlich folgen Lynchs Filme den barocken Leitmotiven ›carpe diem‹ und ›memento mori‹.

    Mulholland Dr David Lynch’s Tipps zur Entschlüsselung seines Films:
    • Schenken Sie dem Anfang des Films besondere Aufmerksamkeit: Zwei wichtige Hinweise finden sich bereits vor dem Vorspann.
    • Beobachten Sie, wann und wo rote Lampenschirme eine Rolle spielen.
    • Achten Sie darauf, wie der Titel des Films heißt, für den die Schauspielerinnen bei Adam Kesher vorsprechen. Wird dieser Titel an einer anderen Stelle wiederholt?
    • Ein Unfall ist ein schreckliches Ereignis … Beachten Sie genau den Ort des Unfalls.
    • Wer gibt wem einen Schlüssel – und warum?
    • Achten Sie auf den Bademantel, den Aschenbecher, die Kaffeetasse.
    • Was wird im Club Silencio gefühlt, erkannt und mitgenommen?
    • Half Camilla allein ihr Talent?
    • Beobachten Sie genau die Vorkommnisse im Umfeld des Mannes hinter Winkie’s.
    • Wo ist „Tante Ruth“?

    Hintergrund
    Der Film wurde ursprünglich als Pilotfilm für eine Fernsehserie à la TWIN PEAKS gedreht. Der Auftraggeber, die American Broadcasting Company, stieg jedoch aus und Lynch konnte MULHOLLAND DRIVE als Spielfilm mit neuen Szenen und einem neuen Ende fertig stellen, weil der französische Sender Canal Plus zusätzlich 7 Mio. Dollar in die Produktion investierte.
    MULHOLLAND DRIVE erhielt in Cannes (Premiere) eine Goldene Palme für die Beste Regie.

    Links
    A Love Story in the City of Dreams (Verdoux): https://verdoux.wordpress.com/2008/02/06/mulholland-dr-2001/
    Leserunde zu „Mulholland Drive: Die Entschlüsselung“ (Christian Hardinghaus): www.lovelybooks.de/autor/Christian-Hardinghaus/Mulholland-Drive-Die-Entschlüsselung
    Bilder: www.lynchnet.com/mdrive/moviepics.html


    CinéMayence
    Grafik Schoenborner Hof Fassade Studiokino der AG Stadtkino e.V.
    im Schönborner Hof (Institut français)
    Schillerstraße 11
    55116 Mainz
    Kartenreservierungen: Tel. 06131/22 83 68 | E-Mail

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