Kommunales Kino der AG Stadtkino e.V. im Schönborner Hof (Institut français)

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Propaganda, Pazifismus, Kosmopolitismus: Die Welten des Ersten Weltkriegs im Film
Oktober 2013 - Februar 2014


Sprung zum Datum  30.10.13 13.11.13 27.11.13  11.12.13 15.01.14 22.01.13  05.02.13
Programmfolder zum Download: IEG-Flyer_Erster-Weltkrieg.pdf (Acrobat PDF-Datei, ca. 2,6 MB)


Intro

Die in Kooperation mit dem Leibniz Institut für Europäische Geschichte (IEG) und der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz veranstaltete Filmreihe widmet sich der visuellen Erinnerungskultur des Krieges. Der Erste Weltkrieg war nicht nur der erste Krieg, in dem die kriegsführenden Mächte bewegte Bilder zu Dokumentations- und Propagandazwecken einsetzten. Als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ und erster industrialisierter Massenkrieg blieb er auch in den Jahrzehnten danach ständig im Film präsent und wurde zur Heldenverehrung, Propaganda und nationalen Mobilisierung ebenso genutzt wie für pazifistische und kosmopolitische Appelle. Die für die Reihe ausgewählten Filme thematisieren diesen Krieg aus einer globalen und transkulturellen Perspektive. In den Fokus geraten so die Unterschiede im gesellschaftlichen Umgang wie auch die verschiedenen „Welten“ eines Krieges, der sich nicht nur in Europa, sondern auch in Afrika, Asien und Amerika abspielte.
Die Filmreihe findet an sieben Abenden – immer mittwochs – im Kommunalen Kino CinéMayence in Mainz statt. Jeder Film wird von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts für Europäische Geschichte eingeführt. Im Anschluß an die Filme besteht jeweils die Gelegenheit zu ausführlicher Diskussion.


Shoulder Arms Mi, 30.10., 20:30 h
Die Welten des Ersten Weltkriegs im Film
»Shoulder Arms (Gewehr über)«
Komödie von Charlie Chaplin, USA 1918, 16mm, stumm, ca 40 Min
mit Charlie Chaplin, Edna Purviance, Sydney Chaplin u.a.
Referent: Dr. John C. Wood

Inhalt
Charlie ist Soldat, und er ist im Schützengraben einsam wie eh und je. Er hat niemanden, der an ihn denkt, ihm schreibt. So sieht er den Glücklicheren beim Lesen ihrer Briefe über die Schultern und freut sich maßlos, wenn ein anderer Vater geworden ist. Zwischendurch träumt er von den Bars in New York; und diese Träume lassen ihn die Wache im strömenden Regen ertragen. Doch Charlie ist nicht etwa ein Versager. Flaschen öffnet er, indem er den Hals von deutschen Scharfschützen abschießen läßt. Er zündet sich an den umherfliegenden Kugeln kaltblütig Zigaretten an und nimmt sogar einen ganzen deutschen Stoßtrupp gefangen. »Ich habe sie umzingelt!« erklärt der Zwischentitel schlicht. Schließlich gelingt ihm der ganz große Coup: In einem sorgsam ausgeklügelten Unternehmen nimmt er den deutschen Kaiser und den Kronprinzen gefangen. Der Krieg ist beendet. Doch dann erwacht Charlie aus seinem Traum, und der Regen fällt weiter auf ihn.

Hintergrund
Charlie Chaplins Film animierte im Oktober 1918 das amerikanische Kinopublikum, sich über einen noch laufenden Krieg zu amüsieren. Als Hauptdarsteller zieht Chaplin in den Krieg, nimmt sogleich einen Zug deutscher Soldaten gefangen, rettet als neuer Held der amerikanischen Truppen eine Französin vor deutschen Truppen und beendet schließlich ganz nebenbei den Ersten Weltkrieg, indem er den deutschen Kaiser festsetzt. Der Erste Weltkrieg als zeitgenössische Satire, die zeigt, dass auch Lachen der Kritik am Krieg dienen kann.



Westfront 1918 Mi, 13.11., 20:30 h
Die Welten des Ersten Weltkriegs im Film

Westfront 1918
Spielfilm von Georg Wilhelm Pabst, D 1930, 97 Min., 35mm, dt. OF
Kamera: Fritz Arno Wagner; D: Fritz Kampers, Gustav Diessl, Hans Joachim Moebis, Claus Clausen u.a.
Referent: Prof. Dr. Cay-Rüdiger Prüll (Universität Mainz)

Westfront 1918 zeigt das Leben einer Gruppe deutscher Infanteristen in den Schützengräben Frankreichs. Abseits von Artilleriefeuer und Gasangriffen finden sie kurze Zerstreuung bevor sie mit aller Gewalt von den Kriegsgreuel eingeholt werden.

Georg Pabsts erster deutscher Antikriegsfilm stieß auf positive Resonanz, auch weil er eine Neubewertung ethischen Verhaltens und zwischenmenschlicher Beziehungen vornimmt.

Hintergrund
1933 wurde der Film verboten, weil er „eine ganz einseitige und deshalb unwahre Darstellung vom Krieg“ zeige und das „lebenswichtige Interesse des Staates, den Wehrwillen des Volkes aufrecht zu erhalten und zu stärken“ gefährden würde (Text des Verbotsantrags / Deutsches Filminstitut).

Links
Filmseite filmportal.de: http://www.filmportal.de/film/westfront-1918


Niemandsland Mi, 27.11., 20:30 h
Die Welten des Ersten Weltkriegs im Film
»Niemandsland«
Spielfilm von Victor Trivas, D 1931, 35mm, 72 Min., mehrsprachige OF (frz., engl, dt., russ., teilweise Voiceover und Untertitel)
Musik: Hanns Eisler; Darsteller: Ernst Busch, Vladimir Sokoloff, Hugh Stephens Douglas, Georges Péclet
Referentin: Dr. Andrea Rehling

Inhalt
Fünf Menschen unterschiedlicher Herkunft finden sich im Ersten Weltkriegs in einem Unterstand im Niemandsland zwischen den Fronten wieder: Ein Berliner Tischler, ein Monteur aus Paris, ein englischer Offizier, ein jüdischer Schneider sowie ein schwarzer Tänzer, der als Einziger die Sprachen aller versteht. Während um sie herum der Krieg tobt, sind sich die fünf über die Absurdität des Krieges einig. Ihre Oase des Friedens verlassen sie erst wieder bei der Nachricht vom Waffenstillstand.

Hintergrund
»NIEMANDSLAND ist ein pazifistisches Werk, das sich aber sowohl durch die Art, wie es das Thema auffasst, als auch durch die Aufnahmetechnik von der Serie der Kriegsfilme unterscheidet, die mit WESTFRONT 1918 von Pabst und der Bearbeitung von Remarques Roman eingeleitet worden war. Trivas zeigt kein Panorama, sondern eine Synthese des Krieges, dabei keines konkreten, sondern eines abstrakt aufgefassten Krieges. Die handelnden Personen im Film sind keine Individuen, sondern Symbole, daher sind die individuellen Tragödien nur leicht skizziert und dienen als Hintergrund für das Drama.« (Jerzy Toeplitz: Geschichte des Films)



Merry Christmas Mi, 11.12., 20:30 h
Die Welten des Ersten Weltkriegs im Film
»Merry Christmas«
Spielfilm von Christian Carion, F/N/D/UK/B/RUM 2003, 35mm, 115 Min., dt OF
Darsteller: Diane Krüger, Benno Fürmann, Guillaume Canet, Daniel Brühl, Dany Boon u.a.
Referentin: Dr. Esther Möller

Inhalt
Weihnachten 1914, an der Westfront. Die französischen, britischen und deutschen Truppen liegen sich schon seit Monaten in einem tödlichen Kampf gegenüber. Nach der anfänglichen Kriegsbegeisterung sind die Männer müde und ausgelaugt und haben auf beiden Seiten nur einen Wunsch: "Dass endlich Schluss sein möge mit dem grausamen Töten!". Und so ereignet sich ein kleines Wunder: Die einfachen Soldaten auf beiden Seiten haben sich per Zettel und Zeichen verständigt und einen inoffiziellen Waffenstillstand verabredet: "We not shoot, you not shoot!", so die Parole. Und es funktioniert. Als der deutsche Soldat und Tenor Sprink "Stille Nacht" anstimmt, antworten die Franzosen und Engländer mit Applaus. Man stellt Kerzen und Tannebäume zwischen Stacheldraht und Niemandsland. Soldaten, die gerade noch alles taten, um sich gegenseitig auszulöschen, steigen aus ihren Gräben, begraben gemeinsam im Niemandsland ihre Toten, tauschen Geschenke aus und es kommt sogar zu einem Fußballspiel. Aber die "Verbrüderung mit dem Feind" alarmiert die Heeresleitungen, die umso härter darauf reagieren...

Hintergrund
Auf einer reellen historischen Begebenheit während eines kurzen Waffenstillstandes an der Westfront im Jahr 1914 basierend, zeigt der Film die Wahrnehmung des Ereignisses aus der Perspektive von Soldaten und Offizieren dreier verfeindeter Armeen.


Standbild aus Die Reiter von Deutsch-Ostafrika Mi, 15.01., 20:30 h
Die Welten des ersten Weltkriegs im Film
»Die Reiter von Deutsch-Ostafrika«
Spielfilm von Herbert Selpin, D 1934, 35mm, 81 min.
Buch ("Kwa heri"): Marie-Luise Droop; D: Sepp Rist, Ilse Stobrawa, Ludwig Gerner, Mohamed Husen u.a.
Einführung und anschließende Diskussion: Dr. Bernhard Gißibl (IEG)

Selpins kolonialer Propagandafilm erzählt die Geschichte zweier Freunde, eines deutschen Kaffeeplantagenbesitzers und eines britischen Farmers, die der Kriegsverlauf in Deutsch-Ostafrika als Gegner wieder zusammenführt.

Inhalt
Deutsch-Ostafrika im Jahr 1914. Der Farmer Peter Hellhoff hat sich nach Jahren schwerer Arbeit eine beachtliche Existenz aufgebaut; nun kann ihm seine Braut Gerda beruhigt in die Fremde nachreisen, wo schon bald die Hochzeit gefeiert wird. Die Stimmung des Festes wird getrübt, als ein Bote die Nachricht von der Mobilmachung der deutschen Truppen überbringt. Der englische Farmer Robert Cresswell, Peters bester Freund, verlässt sofort das Land, da er weiß, dass Deutschland und England nun Feinde sind. Hellhoff verlässt ebenfalls seinen Hof und schließt sich einer Schutztruppe an. Auch Cresswell leistet mittlerweile Dienst bei der englischen Armee und wird als Kommandant in die Gegend um Hellhoffs Farm gesandt. Als die Engländer Hellhoffs Farm besetzen, verspricht Cresswell Gerda, dass ihr nichts passieren werde. Hellhoffs Einheit, die in der Nähe die Stellung hält, wird von den Engländern unter Druck gesetzt, denn sie halten die einzige Wasserstelle der Gegend besetzt. Um ihren Mann vor dem Verdursten zu retten, startet Gerda eine Aktion, um den Deutschen Wasser zukommen zu lassen.

Standbild aus Die Reiter von Deutsch-Ostafrika Hintergrund
Der Film wurde von der Terra-Film AG (Berlin) unter der Schirmherrschaft des Reichskolonialverbunds produziert und in der Umgebung des Kilimandscharo und in Berlin gedreht. Die Uraufführung fand am 2.11.1934 im Ufa-Palast am Zoo statt. Der Film wurde 1939 von der NS-Zensur (wegen der zu vorteilhaften Darstellung der Briten) und 1945 von der Militärzensur des Alliierten Kontrollrats verboten.

Die vom Institut für Europäische Geschichte in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz veranstaltete Filmreihe widmet sich der visuellen Erinnerungskultur des Krieges. Die für die Reihe ausgewählten Filme thematisieren diesen Krieg aus einer globalen und transkulturellen Perspektive. In den Fokus geraten so die Unterschiede im gesellschaftlichen Umgang wie auch die verschiedenen „Welten“ eines Krieges, der sich nicht nur in Europa, sondern auch in Afrika, Asien und Amerika abspielte.

Links
http://www.filmportal.de/film/die-reiter-von-deutsch-ostafrika


Standbild aus Halfmoon Files Mi, 22.01., 20:30 h
Die Welten des ersten Weltkriegs im Film
»The Halfmoon Files«
Dokumentarfilm/Essay von Philip Scheffner, D 2007, DVD, 87 Min., Deutsch und Engl, Hindi, Punjabi, Gurka OmU
Referent: Prof. Dr. Johannes Paulmann

„Es war einmal ein Mann. Er geriet in den europäischen Krieg. Deutschland nahm diesen Mann gefangen. Er möchte nach Indien zurückkehren. Wenn Gott gnädig ist, wird er bald Frieden machen. Dann wird dieser Mann von hier fortgehen.“ (Bhawan Singh, Wünsdorf 1917)

Im Kriegsgefangenenlager Wünsdorf bei Berlin, waren während des Ersten Weltkriegs Tausende alliierte Kolonialsoldaten und kriegsgefangene Muslime interniert. Krieg, Anthropologie, Rassismus und Exotismus griffen im sogenannten „Halbmondlager“ in Wünsdorf ineinander, denn das Lager diente der Indoktrinierung dieser Soldaten zum Aufstand gegen ihre Kolonialherren, als Kulisse für deutsch-koloniale Propagandafilme sowie als Labor für ethnologische Feldforschung: Über 2000 Wachswalzen und Lautplatten mit Musik- und Sprachaufnahmen sind erhalten.

Philipp Scheffners faszinierende audiovisuelle Recherche erschließt diesen außergewöhnlichen Quellenbestand und damit die weitgehend vergessene Präsenz überseeischer Kolonialtruppen auf dem europäischen Kriegsschauplatz.

Kritik
»THE HALFMOON FILES ist ein Geschenk – ein großzügiges Geschenk und eine Einladung. Eine Einladung zum Reisen in ferne Länder, die dann doch ganz nah sind, zum Forschen nach etwas, was wir nicht erwartet haben, zum Hören auf die Geräusche einer alten Baracke oder einer Landschaft, die langsam aus dem Nebel auftaucht, und zum ganz genauen Betrachten der vielen möglichen Bilder einer Stimme. Ein Film als Einladung, den Geistern zu folgen, und gleichzeitig eine zurückhaltende und dennoch eindringliche Aufforderung zum Mitdenken. Anfangs zeigt sich alles ganz einfach und klar, aber bald werden wir heimgesucht: von Geistern, von Stimmen, von vielen Geschichten und schließlich von Strategien und der Macht der Geschichte. Am Ende kommt alles ganz anders, und das ist auch gut so.« (Berlinale, Katalog Forum 2007)

Links
Verleihseite: http://films.arsenal-berlin.de/index.php/
Pressematerial: http://home.snafu.de/fsk-kino/kinopresse/halfmoonfiles/images.html


Standbild aus Canakkale Mi, 05.02., 20:30 h
Die Welten des ersten Weltkriegs im Film
»Çanakkale«
Spielfilm von Yesim Sezgin, Türkei 2012, digital, 129 Min., türkOmU
Darsteller: Sevket Çoruh, Barıs Çakmak u.a.
Referent: Dr. Manfred Sing

INHALT: Die Osmanen erleiden im Balkankrieg 1912 große Niederlagen. Rumelische Flüchtlinge müssen nach Istanbul und Anatolien ziehen. Schon bald entwickelt sich ein neuer nationaler Eifer. Mit Beginn des ersten Weltkrieges wird die Jugend in ganz Anatolien zum Wehrdienst einberufen. Unter ihnen Veli und Mehmet Ali. Nach einer gewissen Zeit werden sie nach Mados versetzt, hinterher in die 19. Division zur Verteidigung der Dardanellen in die Provinz Çanakkale abgeordnet. Sie werden Teil eines der größten Kämpfe der jüngeren türkischen Geschichte.

Hintergrund
In der Schlacht auf der Gallipoli-Halbinsel kämpfen im Frühjahr 1915 auch deutsche Soldaten – an der Seite des osmanischen Militärs gegen britische und französische Truppen – um den Fall Istanbuls zu verhindern.

Links
Verleihinfo: http://www.kinostar.com/Verleih/archiv1.htm - P_0anakkale19151 ...
Produktion (Fida Film): http://www.fidafilm.com/tr-tr/filmler/canakkale-1915.aspx - ProductionDetailWrapper
SinemaTürk-Seite: http://www.sinematurk.com/film/47738-canakkale-1915/

CinéMayence
Grafik Schoenborner Hof Fassade Studiokino der AG Stadtkino e.V.
im Schönborner Hof (Institut français)
Schillerstraße 11
55116 Mainz
Kartenreservierungen: Tel. 06131/22 83 68 | E-Mail

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