Studiokino der AG Stadtkino e.V. im Schönborner Hof (Institut Français)

Logo Ueber Macht

CinéMayence: Fr, 9. – Di, 20. Oktober


Mehr als ein Filmfestival

„Über Macht“ widmet sich der Ambivalenz der Macht: Sie ist oft ein Tabu und selten unverhüllt zu sehen, aber sie verschwindet nicht, nur weil niemand hinschaut. Sie kann zum Missbrauch verführen – und ist doch unverzichtbar für jeden, der Veränderungen in Gang setzen will.

„Über Macht“ will sensibilisieren für explizite und implizite Machtstrukturen, für legitime und illegitime Macht- und Herrschaftsverhältnisse. Und es möchte dazu ermutigen, im Alltag, in der Öffentlichkeit und in der Politik öfter, nachhaltiger und unbequemer die Machtfrage zu stellen.

Das Filmfestival zeigt Menschen, denen es gelingt, sich aus der Machtlosigkeit zu befreien, wie die Pakistanerin Mukhtar Mai, die sich gegen den übermächtigen Druck archaischer gesellschaftlicher Konventionen behauptet hat und dazu noch die Kraft aufbringt, sich für andere benachteiligte Frauen zu engagieren. Es beobachtet deutsche Firmen dabei, wie sie sich bei einer der schlimmsten Diktaturen der Erde anbiedern, und amerikanische Abgeordnete bei der praktischen Ausübung der Demokratie als Regierung der Bürger durch sich selbst.

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der vielfältigen Facetten von Macht, die das Festival anspricht. Insgesamt 13 aktuelle Dokumentarfilme regen zum Nachdenken an über die Macht, ihre Kontrolle, über nötige und unnötige Regeln und die besten Wege zu mehr Selbstbestimmung.

Auch große Namen sind dabei: Die Filmauswahl reicht von „Ihr Name ist Sabine“, dem sehr persönlichen Regiedebüt von Sandrine Bonnaire, über eine Langzeitdokumentation des Wirkens Václav Havels bis zum Doku-Drama „Strange Culture“ mit Tilda Swinton und dem Aufsehen erregenden Film „Monsanto, mit Gift und Genen“.

„Über Macht“ ist eine Veranstaltung der Aktion Mensch und ihrer Kooperationspartner im Rahmen der Gesellschafter-Initiative der Aktion Mensch. Das Festival startet am 9. Januar 2009 in Berlin und ist bis Herbst 2009 in 120 Städten in ganz Deutschland zu sehen.

An dem Filmfestival beteiligen sich Verbände und Organisationen der Zivilgesellschaft, die Publikumsdiskussionen und Filmgespräche organisieren. Damit will das Festival die Vernetzung zivilgesellschaftlicher Initiativen und das Engagement von Ehrenamtlern fördern.

In Mainz werden vom 9. bis 20. Oktober in einem täglich wechselnden Programm im CinéMayence 12 Filme des Festivals gezeigt. Als Kooperationspartner beteiligen sich u.a.: AK Vorrat Mainz, Amnesty International, ATTAC, Autismus Rhein-Mainz e.V., „Gegen Vergessen - Für Demokratie“ e.V., Heinrich-Böll-Stiftung und die Landeszentrale für Gesundheitserziehung.

Übersicht (chronologisch):
1 (Fr) »Obcan Havel / Citizen Havel (Bürger Havel)« von Miroslav Janek und Pavel Koutecky
2 (Sa) »Die dünnen Mädchen« von Maria Teresa Camoglio
3 (So) »Für Gott, Zar und Vaterland« von Nino Kirtadze
4 (Mo) »(G)rève général(e) (Streik(t)raum)« von Matthieu Chatellier und Daniela de Felice
5 (Di) »Ruhnama – Im Schatten des heiligen Buches« von Arto Halonen
6 (Mi) »Faustrecht« von Robi Müller und Bernard Weber
7 (Do) »Monsanto, mit Giften und Genen (Le Monde selon Monsanto)« von Marie Monique Robin
8 (Fr) »Strange Culture (Fremdkulturen)« von Lynn Hershman Leeson
9 (Sa) »Manda Bala - Send a Bullet« von Jason Kohn
10 (So) »Zuoz - Schule der Elite« von Daniella Marxer
11 (Mo) »Die Schuld, eine Frau zu sein (Shame)« von Mohammed Naqvi
12 (Di) »Elle s’appelle Sabine (Ihr Name ist Sabine)« von Sandrine Bonnaire


Standfoto aus Havel Fr, 9. Oktober, 20.30 h
Filmfestival „Über Macht“ / Erstaufführung
»Obcan Havel / Citizen Havel (Bürger Havel)«
Dokumentarfilm von Miroslav Janek und Pavel Koutecky
Tschechische Republik 2008, 119 min, tschechische OmU, FSK 0

INHALT: Der Dissident wird Präsident. Von den Kommunisten wurde er verfolgt. Nach dem Fall des Regimes wurde er zum ersten Staatspräsidenten der Tschechischen Republik: Václav Havel. Zehn Jahre hatte er das höchste Staatsamt der jungen Demokratie inne. Während dieser Zeit begleitet Regisseur Pavel Koutecky den Präsidenten mit der Kamera. »Citizen Havel« erlaubt außergewöhnliche Einblicke hinter die Kulissen der Macht und in das Räderwerk der Politik. Wir erleben einen Präsidenten, der mal ironisch mit der eigenen Rolle spielt, dann wieder sich selbst inszeniert, der aber auch im Konflikt mit seinem neoliberalen Gegenspieler Václav Klaus nachdrücklich Stellung bezieht.

Standfoto aus Havel HINTERGRUND: Václav Havel lässt sich bewusst in die Karten schauen und er gestattet mehr als einen Blick hinter die Kulissen seiner Macht. Zehn Jahre blieb Kouteckys Kamerateam ganz nah dran. In dieser Zeit, der gesamten Amtszeit des ersten Tschechischen Präsidenten, hat er 150 Drehtage mit Václav Havel verbracht und 120 Stunden Film belichtet. Davon ist vieles, wie z.B. Havels Räsonnement über Stil, Hemden und Krawatten geradezu spektakulär unspektakulär. Doch zeigen sie den Bürger in der Präsidentenrolle und wie der die Aufgabe der Repräsentation reflektiert und dabei auch bemüht ist sein eigenes Markenzeichen zu kreieren. So kann »Citizen Havel« als Film betrachtet werden, der Licht in die Lücke zwischen Amtsträger und Amt wirft.

Filmpartner: Gegen Vergessen Für Demokratie e.V.
URL: http://www.gegen-vergessen.de Logo GVFD
Externe Seite zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/uebermacht/film.php29


Standfoto aus DuenneMaedchen Sa, 10. Oktober, 20.30 h
Filmfestival „Über Macht“ / Erstaufführung
»Die dünnen Mädchen«
Dokumentarfilm von Maria Teresa Camoglio
Deutschland 2008, 94 min., Deutsch, FSK 12

INHALT: Die dünnen Mädchen, das sind acht junge Frauen zwischen 18 und 29 Jahren, die seit langem an Essstörungen leiden und versuchen, diese zu bekämpfen. Sie haben gehungert bis zur Selbstauflösung und können nicht einfach da mit aufhören. Diagnose: Magersucht. Die Krankheit frisst sich in ihr Leben – bis zur vollständigen Machtübernahme. Maria Theresa Camoglios Film dokumentiert, wie die jungen Frauen wie der eine Beziehung zu ihrem Körper aufbauen, um damit auch die Kontrolle über ihr Leben zurückgewinnen.

Standfoto aus DuenneMaedche HINTERGRUND: Maria Teresa Camoglio lässt die jungen Frauen selbst über ihr Leiden an der Anorexie reden und gewinnt so einen neuen unverstellten Blick auf die Magersucht. Die Krankheit, die oft als Modeerscheinung abgetan wird, zeigt hier ihre lebensgefährliche Brutalität. Wer darin gefangen ist, kann eben nicht einfach wieder anfangen zu essen. Auch nach einer Therapie bleiben Rückfälle oft eine latente Gefahr. Die Betroffenen müssen lernen, ein »gesundes« Maß an Nahrungszunahme wiederzuerlangen – das ist noch schwieriger, und das erreichte Gleichgewicht bleibt oft labil.
Gemeinsam mit den dünnen Mädchen hat Maria Teresa Camoglio für den Film eindrucksvolle und ästhetische Szenen entwickelt: einen Flamenco-Kurs, gemeinsames Kochen, Schattenspiele. Sie sind nicht Teil der regulären Therapie, sondern sinnlich erfahrbare Bilder für das Wesen dieser Krankheit, für das Selbstverständnis der Mädchen, für ihre Weigerung, eine erwachsene Frau zu werden.

Filmvorführung mit Informationsangebot
Filmpartner: Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (VIVA FAMILIA - Referat für Suchtprävention)
URL: http://www.lzg-rlp.de
Externe Seite zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/uebermacht/film.php?sid=6a2dfc1750aa4385fe0c2f69295de126&fid=41
Info-Folder zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/uebermacht/dl.php?sid=150


Standfoto aus Gott, Zar und Vaterland So, 11. Oktober, 20.30 h
Filmfestival „Über Macht“ / Erstaufführung
»Für Gott, Zar und Vaterland (Durakovo: Levillage de fous)
Dokumentarfilm von Nino Kirtadze, Deutschland/Frankreich 2007, 92 Min., dt. Fassung; FSK 0

INHALT: Mikhail Morozov hat beste Beziehungen zum russischen Geheimdienst, dem Militär, der orthodoxen Kirche und der Partei Wladimir Putins. Und er besitzt in der Nähe von Moskau das Dorf Durakovo. Hier herrscht der Hausherr nach feudalen Gepflogenheiten. Morozov hat keine Mitarbeiter, er hat freiwillige Leibeigene. Aus ganz Russland kommen Männer und Frauen, um von der Last der Mündigkeit befreit und Untertanen zu werden. Morozov predigt ihnen sein Weltbild - das einer gottgebenen Hierarchie, in der die einen dazu sind, zu herrschen und die anderen, zu gehorchen. Demokratie steht darin für Chaos und ist ein Schimpfwort. So krass der Einzelfall sein mag - er wirft die Frage auf, wie typisch er für die Stimmungslage im heutigen Russland ist.

Standfoto aus Gott, Zar und Vaterland HINTERGRUND: Der Zar, und damit ist hier Vladimir Putin gemeint, soll einspruchs- und widerspruchsfrei, also mit gottgleicher Autorität, regieren. Mikhail Morozov hat diese Idee für sich schon einmal in Durakovo umgesetzt. »Durakovo ist ein Symbol für das Wiederaufleben unseres Landes«, sagt Morozovs Freund Sergej Baburin. Er ist der Chef der rechten Partei »Volkswille«, die heute »Volksunion« heißt. Der ehemalige Sowjetfunktionär Sergej Baburin, der zur Zeit der Dreharbeiten auch stellvertretender Sprecher der Duma war, erklärt: »Gorbatschow hat im Zuge der Perestoijka die Schleusen geöffnet und die Redefreiheit eingeführt, ... Diese Laxheit befindet sich nun auf dem Rückzug. Heute beeinflusst der Staat wieder Radio und Fernsehen. Wir sind zufrieden, denn wir befanden uns in einer Sackgasse. Putin hat unsere Hoffnungen erfüllt.« Denn wer sprechen und seine Meinung sagen darf, das wollen die neuen Herren auf jeden Fall selbst bestimmen.

Externe Seite zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/filmfestival/film.php?


Standfoto aus Streiktraum Mo, 12. Oktober, 20.30 h
Filmfestival „Über Macht“ / Erstaufführung
»(G)rève général(e) (Streik(t)raum)«
Dokumentarfilm von Matthieu Chatellier und Daniela de Felice
Frankreich 2007, 97 Min., frz. OmU, FSK 12

INHALT: Wenn Frankreich gegen die Zumutungen der Mächtigen rebelliert, zeigt sich, dass dort die Macht tatsächlich beim Volk liegt. Als die französische Regierung Anfang 2006 ein Gesetz durchsetzen will, mit dem Berufseinsteiger zwei Jahre lang fristlos entlassen werden können, proben die Studenten den Aufstand und besetzen die Universitäten. Die Filmemacher nehmen an den Streikvorbereitungen teil, an Diskussionen, Versammlungen, Kaffeepausen, am Barrikadenbau und Brötchenschmieren. Die streikenden Studenten lernen etwas, das im universitären Leben selten vorkommt: Trotz widerstreitender Ansichten gemeinsame Entscheidungen zu finden, mit Macht umzugehen und Macht auszuüben.

Standfoto aus Streiktraum HINTERGRUND: Matthieu Chatellier und Daniela de Felice haben sich hineinbegeben in den Ausnahmealltag streikender Studenten. »Streik(t)raum« ist ein filmisches Tagebuch eines Ausnahmezustandes. Bei diesem Streik handelt es sich um eine der vielen landesweiten Aktionen gegen den Contrat Première Embauche (CPE) (Vertrag zur Ersteinstellung) und das neue Arbeitsgesetz, das die Nationalversammlung Frankreichs am 10.2.2006 beschlossen hatte. Der CPE, Teil dieses neoliberalen Regelwerks, das u.a. auch das Alter für Nachtarbeit von 16 auf 15 heruntergesetzt hat, legte fest, dass für Arbeitnehmer unter 26 eine zweijährige Probezeit mit fristloser und unbegründeter Kündigungsmöglichkeit gelten sollte. Verständlich, dass dieser rechtlose Zustand während der ersten Arbeitsjahre gerade für Studenten eine höchst problematische Perspektive bot.
Die Interviews in »Streik(t)raum« verdeutlichen: Hier geht es auch um den Traum von Unabhängigkeit, und um die Romantik einer bestimmten »revolutionären« Attitüde. Sie zeigen aber auch, dass die streikenden Studenten, zweifellos auch die, die sich ihnen entgegenstellen, bei dem Streik etwas lernen, etwas was im Lehrplan der Universität nicht vorgesehen ist: Selbstorganisation zum Beispiel, auch die Fähigkeit Gleichdenkende unter einen Hut zu bekommen, schließlich sogar mit Macht umzugehen und ein wenig auch Macht auszuüben.

Logo HBS anschließend Diskussion / Gast: Maxim Racki (ein Aktivist aus der Bewegung gegen das CPE).
Filmpartner: Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz; http://www.boell-rlp.de
Externe Seite zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/filmfestival/film.php


Standfoto aus Ruhnama Di, 13. Oktober, 20.30 h
Filmfestival „Über Macht“ / Erstaufführung
»Ruhnama – Im Schatten des heiligen Buches (Shadow of the Holy Book)
Dokumentarfilm von Arto Halonen
Finnland 2007, 90 min, dt. Fassung, FSK 6

INHALT: Das Buch mit dem größten Schatten steht in Turkmenistan. Sein Titel: Ruhnama. Sein Autor: Saparmurat Nijasow, der kürzlich verstorbene Diktator von Turkmenistan. Nijasows System ist repressiv wie Nordkorea, aber inszeniert wie eine Operette. Seine Herrschaft stützt sich auf einen Personenkult stalinistischer Monstrosität, erbarmungslose Unterdrückung – und lukrative Geschäfte mit dem Westen. Das Buch ist immer dabei. Sein Inhalt wird bei allen Prüfungen abgefragt, sogar in der Fahrschule. Für westliche Konzerne ist der sicherste Weg zu den Ressourcen des Landes, das Ruhnama in ihre eigene Landessprache zu übersetzen. Die deutsche Fassung übernahm DaimlerChrysler. Und in der Hauptstadt steht sogar eine gigantische Statue des Buches – ein Geburtstagsgeschenk westlicher Unternehmen.

Standfoto aus Ruhnama HINTERGRUND: Die Geschichte beginnt lange vor den Dreharbeiten mit dem Zerfall des Sowjet-Imperiums und mit Saparmyrat Nijasow, dem ehemaligen »Ersten Sekretär« der Kommunistischen Partei der »Turkmenischen Sozialistischen Sowjetrepublik“ und Mitglieder des Politbüros der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. Nach der Unabhängigkeitserklärung Turkmenistans blieb Nijasow an der Macht. Er wurde Staatspräsident und übernahm bald auch das Amt des Ministerpräsidenten. Nijasow hatte das kommunistische Herrschaftssystem im Nu in eine Diktatur umgebaut und auf seine Person ausgerichtet. Was, fragt Regisseur Arto Halonen, bewegt internationale Konzerne wie DaimlerChrystler, Siemens, Bouygues oder Caterpillar dazu, die Propaganda des Diktators zu finanzieren? Die Antwort liegt nah: Der Weg zu den Ressourcen des Landes führt allein über das Herz des Herrschers, und Turkmenistan ist ein sehr reiches Land (mit einer sehr armen Bevölkerung). Dort gibt es Öl- und Gasvorkommnisse, die zu den größten der Welt zählen.
Mit »Ruhnama - Im Schatten des Heiligen Buches« lässt Halonen die Zuschauer auch an seinen Versuchen teilnehmen die betroffenen Konzerne dazu zu bewegen, sich zu dem Problem zu äußern.

Externe Seite zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/filmfestival/film.php?


Standfoto aus Faustrecht Mi, 14. Oktober, 20.30 h
Filmfestival „Über Macht“ / Erstaufführung
»Faustrecht«
Dokumentarfilm von Robi Müller und Bernard Weber
Schweiz 2007, 84 min, Schweizerdeutsch mit dt. Untertiteln; FSK 12

INHALT: Jugendliche Gewalttäter. In den Medien werden sie oft zu »Monstern« reduziert, und zur Zuspitzung von Wahlkämpfen eignen sie sich auch prima. »Faustrecht« schaut genauer hin. Der Film begleitet zwei 16-Jährige: Während Tim unter seinen unkontrollierten Gewaltausbrüchen selber leidet, setzt Gibran Gewalt kühl kalkulierend als Machtmittel ein, um sich Respekt zu verschaffen. Mitgefühl scheint für ihn ein Fremdwort zu sein – bis es zu einem furchtbaren Zwischenfall mit seiner Freundin kommt. Um die beiden Hauptpersonen zeichnet »Faustrecht« ein differenziertes Bild von engagierten Helfern, überforderten Therapeuten und Eltern, die zwischen Ratlosigkeit und Desinteresse schwanken.

Standfoto aus Faustrecht HINTERGRUND: Bernard Weber und sein Co-Regisseur Robi Müller begleiten die beiden 16-jährigen Gewalttäter Tim und Gibran bei ihrem Bemühen, mit ihren unkontrollierten Ausbrüchen umzugehen. Zwei Jahre bleiben die Filmemacher nah an diesen jungen Männern an der Schwelle des Erwachsenseins, die trotz eines ähnlichen Problems doch sehr verschieden sind. So verschieden die beiden Gewalttäter auch sein mögen, bald entdeckt der Zuschauer Gemeinsamkeiten, die beide verbinden. Tim und Gibran sind nicht nur in Scheidungsfamilien aufgewachsen, sondern auch zwischen den Kulturen: Sie leben mit ihren Schweizer Müttern in der Schweiz, die Väter aber sind weit weg. Sie wohnen wieder in ihren Heimatländern.

Externe Seite zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/filmfestival/film.php


Standfoto aus Monsanto Do, 15. Oktober, 19.30 h
Filmfestival „Über Macht“
»Monsanto, mit Giften und Genen (Le Monde selon Monsanto)«
Dokumentarfilm von Marie Monique Robin
Frankreich 2007, 109 Min., dt. Fassung, FSK 12

INHALT: Genetisch veränderte Lebensmittel sind sicher. Das sagen die Hersteller-Firmen. Marie-Monique Robins brillante Recherche über den Biotechnologie-Konzern Monsanto untersucht, wie die »wissenschaftlichen Beweise« für diese Behauptung zu Stande kommen. Sie findet heraus, dass Gen-Manipulierer auch Forschungsergebnisse manipulieren. Gegenstimmen bringt Monsanto systematisch zum Verstummen. Robins Film enthüllt die Einflussnahme des Konzerns auf Politik und Kontrollbehörden bei seinem weltumspannenden Griff nach der Macht über unser Essen.

Standfoto aus Monsanto HINTERGRUND: 1974 brachte das Biotechnologie-Gigant Monsanto das Unkrautvernichtungsmittel »Roundup« auf den Markt und bewarb es als biologisch abbaubar. Das jedoch ist das hochgiftige Totalherbizid keineswegs, dafür steht es im Verdacht, krebserregend zu sein. In den 90er Jahren konnte Monsanto dann das passende genmanipulierte Saatgut anbieten, das gegen »Roundup« resistent ist. So wird sichergestellt, dass alle unautorisierte Natur um Monsanto-Erzeugnisse herum vernichtet wird. Aus den Monsanto-Pflanzen selbst wieder Saatgut zu machen, wie es seit Jahrtausenden auf der ganzen Welt üblich ist, ist streng verboten – so sorgt der Konzern dafür, dass in jeder Saison aufs neue bei ihm eingekauft werden muss und seine Profitkette nicht unterbrochen wird. Regisseurin Marie-Monique Robin geht im Internet den verschiedenen Vorwürfen nach, um sich dann jeweils vor Ort ein eigenes Bild zu machen. Sie besucht mit ihrer Kamera u.a. Wissenschaftler und Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden in den USA, aber auch Monsanto-Opfer in Amerika, Asien und Europa.

anschließend Diskussion
Filmpartner: ATTAC Mainz
URL: http://www.attac-netzwerk.de/mainz
Externe Seite zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/filmfestival/film.php
Info-Folder zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/uebermacht/


Standfoto aus Strange Culture Fr, 16. Oktober, 20.30 h
Filmfestival „Über Macht“ / Erstaufführung
»Strange Culture (Fremdkulturen)«
Filmessay von Lynn Hershman Leeson
USA 2007, 75 Min., engl. OmU, FSK 12

INHALT: Steve Kurtz ist Performance-Künstler, seine Arbeit dreht sich um das Thema Biotechnologie. In der Terrorfurcht nach dem 11. September erregt er die Aufmerksamkeit des FBI. Der Verdacht: Bio-Terrorismus. Kurtz drohen 20 Jahre Haft für den Besitz von Bakterien, die jeder frei über das Internet bestellen kann. »Strange Culture/Fremdkulturen« ist Teil einer internationalen Aktion, mit der sich bekannte Künstler wie Tilda Swinton mit Kurtz solidarisieren.

Standfoto aus Strange Culture HINTERGRUND: Der Fall wirft Fragen auf: Weshalb hat sich das US-Justizministerium so sehr in Steve Kurtz verbissen? Könnte das alles auch etwas mit der künstlerischen Arbeit zu tun haben, der sich das Ehepaar gewidmet hat? Steve und Hope Kurtz waren Mitglieder des »Critical Art Ensemble«, einer preisgekrönten gesellschaftskritischen Künstlergruppe. Sie haben u.a. an einem »Bio-Art«-Projekt für das Museum für Gegenwartskunst von Massachusetts gearbeitet, das es den Besuchern ermöglichen sollte, Lebensmittel selbst auf genmanipulierte Bestandteile zu untersuchen. Hat Kurtz, der mit seinen Aktionen zum Nachdenken über die Gen-Food-freundliche Politik der amerikanischen Behörden an regen will, die Mächtigen zu einem Gegenschlag provoziert? Waren die halt losen Vorwürfe eine willkommene Gelegenheit, einen unbequemen Geist dazu zu zwingen, mehrere Jahre mit dem Kampf um seine Existenz zu verbringen statt mit seinen Projekten?
Lynn Hershman Leeson, Filmemacherin und Künstlerin, wählt für Kurtz’ Geschichte eine ungewöhnliche Mischung aus Dokumentation und Spielfilm, die die Grenzen des Dokumentarfilms hinter sich lässt. Tilda Swinton spielt darin die verstorbene Hope. Auch Kurtz selbst tritt auf; in Szenen, über die er als Angeklagter in einem schwebenden Verfahren nicht sprechen darf, wird er von Thomas Jay Ryan gespielt.

anschließend Diskussion
Filmpartner: Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung (AK Vorrat)
URL: http://mainz.vorratsdatenspeicherung.de/
Externe Seite zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/filmfestival/film.php?
Info-Folder zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/uebermacht/


Standfoto aus Manda Bala Sa, 17. Oktober, 20.30 h
Filmfestival „Über Macht“ / Erstaufführung
»Manda Bala - Send a Bullet«
Dokumentarfilm von Jason Kohn
Brasilien/USA 2007, 85 Min., engl./port. OmU, FSK 16

INHALT: Eine brasilianische Froschfarm, ein korrupter Politiker, ein reicher amerikanischer Geschäftsmann, ein Entführer aus den Slums von São Paulo. Jason Kohn porträtiert eine Gesellschaft im Kriegszustand. Ein Krieg aller gegen alle, in dem jeder versucht, an die Spitze der Nahrungskette zu gelangen. Alle wollen sie Geld, ohne Rücksicht auf Verluste. Am Ende verliert die ganze Gesellschaft. Manda Bala führt drastisch vor Augen, wie eine Gesellschaft ohne soziale Verantwortung, ohne Rechte für die Armen und ohne Regeln für die Reichen in den Verteilungskrieg treibt. Ein visueller Essay, dessen expressive Bilder und poppige Klänge mit der Härte der sozialen Realität kontrastieren.

Standfoto aus Manda Bala HINTERGRUND: Auf jedem Hochhaus eine Helikopterlandefläche: In keiner anderen Stadt gibt es so viele Hubschrauberflüge wie in der 20-Millionen-Metropole São Paulo. Hier fliegen die Reichen von Haus zu Haus. Allein in der Luft sind sie noch sicher vor den gut organisierten Entführern und Lösegeld-Erpressern aus den Armenvierteln. Sie gehen mit ungeheuerer Brutalität vor, die einen wie die anderen. Korruption und Gewalt sind im heutigen Brasilien allgegenwärtig. Sie sind Ursache und Folge der Kontraste, die das Land prägen: ungeniert zur Schau gestellter Reichtum einer kleinen Oberschicht hier, das Elend der Massen dort. In der Kluft zwischen Reich und Arm werden die Mittelschichten und die von ihr getragene Bürgergesellschaft zum Auslaufmodell.
Standfoto aus Manda Bala Inmitten des Panoramas aus Geld und Gier: Frösche. Die größte Froschfarm der Welt in Brasilien war eine der Geldwasch-Anlagen, mit denen Jader Barbalho seine Milliarden beiseite gebracht hat. Ihr heutiger Besitzer mag Frösche lieber als Menschen: »Menschen greifen normalerweise von hinten an – Frösche von vorne. Ein Frosch schaut dir in die Augen, wenn er dich fressen will.« In den Becken der Farm hocken die Frösche in ihrer trüben Brühe, dicht gedrängt. Ab und zu verschlingt ein großer einen kleineren – Spiegel des Überlebenskampfes aller gegen alle im Großstadtdschungel São Paulos.

Filmvorführung mit Informationsangebot
Filmpartner: Amnesty International Mainz-Wiesbaden
URL: http://www.amnesty-mainz.de/
Externe Seite zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/filmfestival/film.php?
Info-Folder zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/uebermacht/151


Standfoto aus Zuoz So, 18. Oktober, 20.30 h
Filmfestival „Über Macht“ / Erstaufführung
»Zuoz - Schule der Elite«
Dokumentarfilm von Daniella Marxer
Frankreich/Österreich 2007, 71 Min., frz. und engl. OmU, FSK 0

INHALT: Wissen ist Macht. Wer in Deutschland auf eine öffentliche Schule geht, kann von den Lernbedingungen im »Lyceum Alpinum Zuoz«, einem imposanten Internat in den Schweizer Bergen, nur träumen. Hierhin schickt die Führungselite Europas ihre Kinder, hier lässt sie ihre Wertmaßstäbe und Verhaltensregeln reproduzieren. Demokratische Ideale wie Individualität und eigenständiges Denken scheinen nicht dazuzugehören. Für Fehler gibt es keine Entschuldigung; was zählt sind reibungsloses Funktionieren, unablässige Leistungsbereitschaft und widerspruchslose Unterwerfung. Gehorsam, Härte, Konformismus, Kontrolle und die altbekannten Sekundärtugenden – sind das die Ideale der Zukunft?

Standfoto aus Zuoz HINTERGRUND: Daniella Marxer zeichnet mit ihrem Film »Schule der Elite« den Alltag in einem Schweizer Internat auf, in dem seit seinem Bestehen der Nachwuchs der reichen und einflussreichsten Familien der Welt erzogen werden. Der Film ist die beklemmende Reise in eine andere Welt, die isoliert im Eis der Schweizer Berge lebt. 2007 wurde „Zuoz“ mit dem 3sat-Filmpreis als bester deutscher Dokumentarfilm ausgezeichnet. In diesem Film, so schreibt 3sat auf seiner Homepage, »folgt die Kamera den Jugendlichen wie ein wohlwollender, aber ohnmächtiger Schutzengel, gleitet durch die Schattenseiten stereotyper Korrektheit und adretter Arroganz, die sie zu substanzlosen Marionetten des Gesamtgefüges macht. Der Zuschauer treibt mit ihnen mit, lässt sich betäuben wie sie und bemerkt erst am Ende des Films, dass er nichts dagegen machen kann, dass auch er keine andere Wahl hat.«

Externe Seite zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/filmfestival/film.php


Standfoto aus Shame Mo, 19. Oktober, 20.30 h
Filmfestival „Über Macht“ / Erstaufführung
»Die Schuld, eine Frau zu sein (Shame)« Regie: Mohammed Naqvi
Pakistan/USA 2006, 95 min., dt. Fassung, FSK 12

INHALT: Die Geschichte einer Selbstbefreiung, die um die Welt ging. Als Wiedergutmachung für ein angebliches Vergehen ihres Bruders wird die Pakistanerin Mukhtar Mai von den Männern eines Nachbarclans vergewaltigt – die Strafe eines archaischen Machtsystems. Doch die junge Frau weigert sich, die ihr zugedachte Rolle zu akzeptieren und sich aus Scham selbst zu töten, wie es üblich ist. Mit Hartnäckigkeit und gegen viele Widerstände bringt sie die Täter vor Gericht. Mit der Entschädigungszahlung baut sie in ihrem Heimatdorf die erste Schule für Mädchen und junge Frauen auf, denn Mukhtar Mai ist über zeugt: Bildung ist für Frauen der beste Schutz gegen patriarchalische Unterdrückung und das, was ihr geschehen ist.

Standfoto aus Shame HINTERGRUND: Meerwala ist ein Dorf ohne Straßen und ohne Elektrizität, ohne Schule oder Polizei. In dieser Region wird von den aus Rache geschändeten Frauen erwartet, dass sie den Rachakt als persönliche Schande annehmen und Selbstmord begehen. Mit der aktiven Unterstützung des islamischen Geistlichen kämpft die junge Frau jedoch gegen den Lauf der dörflichen Tradition. Tatsächlich werden die Vergewaltiger angeklagt. Mukhtar Mais ungewöhnlich mutige Geschichte wurde in der New York Times erzählt und bald lief die Nachricht von einer emanzipierten Selbstbehauptung im Umfeld einer archaischen Gemeinde um den Globus. Als sie später in die USA ausreisen wollte wurde ihr wieder der Pass abgenommen und wiederum auf Druck der Öffentlichkeit bald zurückgegeben.
Mukhtar Mais Geschichte ist ein Dokument des friedfertigen Widerstandes gegen die verschiedenen Zumutungen der Macht.

Filmvorführung mit Informationsangebot
Filmpartner: Amnesty International
URL: http://www.amnesty-mainz.de/
Externe Seite zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/filmfestival/film.php


Standfoto aus Ihr Name ist Sabine Di, 20. Oktober, 20.30 h
Filmfestival „Über Macht“ / Erstaufführung
»Elle s’appelle Sabine (Ihr Name ist Sabine)«
Dokumentarfilm von Sandrine Bonnaire
Frankreich 2007, 85 min, OmU; FSK 0

INHALT: Sabine und Sandrine Bonnaire sind Schwestern. Sabine ist Autistin. Sandrine dagegen gehört zu den großen Stars am Kinohimmel. Ihre erste Arbeit als Regisseurin hat sie ganz ihrer Schwester gewidmet. Ihr Film erzählt, wie das ursprünglich quirlige Mädchen in eine emotionale Krise stürzt und in die Psychiatrie eingewiesen wird. Sabine wird massiv mit Psychopharmaka behandelt – fünf Jahre lang. Danach sind ihre kreativen Fähigkeiten und persönliche Ausdruckskraft nahezu zerstört. Heute lebt sie in einer Wohngruppe in der französischen Provinz, die mit Hilfe ihrer Schwester aufgebaut wurde. Hier lernt Sabine neu leben.

Standfoto aus Ihr Name ist Sabine HINTERGRUND: ».... ebenso sanft wie durchdringend angetrieben ist Sandrine Bonnaires Film über ihre ein Jahr jüngere, autistische Schwester: »Ihr Name ist Sabine«.« schrieb Jan Schulz-Ojala im Tagesspielel »Der Kontrast ist erschütternd: erst das blühende Mädchen, nachher die antriebslose, aufgedunsene, fast erloschene Frau, die vor der Kamera langsam wieder zu sich zu finden scheint. Unsentimental und anrührend ist diese erste Regiearbeit der Schauspielerin, die mit Varda und Téchiné, mit Chabrol und Rivette drehte – ein Dokument darüber, dass auch der unbegreiflichste Verfall eines Menschen die Liebe zu ihm nicht zerstört.« »Ihr Name ist Sabine« gibt einen eindrucksvollen Einblick in das Leben einer jungen, behinderten Frau. Obwohl Sandrine Bonnaire bessere Beziehungen hat als die meisten Franzosen, konnte sie für ihre Schwester keinen Platz finden, wo sie ein menschenwürdiges Leben führen durfte. Schließlich hat Sandrine Bonnaire ihre Berühmtheit genutzt und geholfen, einen Ort für betreutes Wohnen so auszubauen, dass auch Sabine dort leben kann.

Filmvorführung mit Informationsangebot
Filmpartner: autismus Rhein-Main e. V.
URL: http://www.autismus-rhein-main.de/
Externe Seite zu diesem Film: http://diegesellschafter.de/filmfestival/film.php


CineMayence Cinema Logo Logo Die Gesellschaft Aktion Mensch

CinéMayence
Studiokino der AG Stadtkino e.V.
im Schönborner Hof (Institut Français)
Schillerstraße 11
55116 Mainz
Kartenreservierungen: Tel. 06131/228368
Online-Reservierung

Film-Links: Kommunale Kinos | Kurzfilm-Magazin Shortfilm.de
Zur: CinéMayence-Startseite | Weiter zur: CinéMayence-Service-Seite | zur: CinéMayence-Programmseite