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Liebe BesucherInnen!
Im April bringen wir ganz besondere Kinofilme. Die Betonung liegt auf Kino, das Erlebnisräume eröffnet, wie sie kein anderes Medium oder keine andere Kunstform vermitteln kann. Da sind einmal in der ersten Monatshälfte Filme, die obwohl völlig verschieden (ob als Komödie oder als Thriller), einem roten Faden folgen, der Barmherzigkeit und Menschlichkeit lautet.
In Memoriam David Lynch zeigen wir zwei Werke des großartigen Regisseurs, DER ELEFANTENMENSCH und LOST HIGHWAY, die inzwischen Klassiker des Kinos sind. In seinem ersten großen Erfolg (8 Oscar-Nominierungen, Blockbuster an der Kinokasse) erzählt Lynch eine wahre Geschichte von einem Mensch, der aufgrund seiner körperlichen Deformität zu einer Attraktion auf den Jahrmärkten wird und versucht sich in die Gesellschaft zu integrieren. Auf einer zweiten Ebene geht es um die Geschichte der industriellen Revolution und des Humanismus. Dabei greift Lynch auf Schauplätze und Themen aus der Kinogeschichte zurück. Da ist der Jahrmarkt und die Fabrik, das Sujet der Schaulust und gibt es Verweise auf Filme wie FREAKS und DER GLÖCKNER VON NOTRE DAME ...
Im Mittelpunkt von LOST HIGHWAY steht ein schizophrener Mörder, der sich eine zweite Identität zulegt. Das Besondere des Films ist – typisch Lynch – der Verzicht auf eine rationale, übergeordnete Struktur der Erzählung, wie man sie etwa von einem TATORT erwarten darf. Wie ein Möbius-Band wechselt und vertauscht die Erzählung die Seiten, die Orte und Zeiten, was Generationen von Fans des Films anregte, die Hinweise in den Denkspiralen des Films auszumachen und zu enträtseln. So entsteht auf der Leinwand und im Kopf der Zuschauer eine dritte überreale Wirklichkeit. Lynch spielt meisterhaft mit den Grundelementen des Kinos. Für sein 'unzuverlässiges Erzählen' in Denkspiralen wurde sogar ein Begriff, "Lynchian", geprägt. Das Ineinandergreifen von Ton und Bild, der Rhythmus von Sprache und Bewegung, Raum, Farbe und musikalische Effekte (von Angelo Badalamenti) machen ihn zu einer Ausnahmeerscheinung.
Schließlich wenden wir uns mit zwei Filmen dem afrikanischen Kontinent zu. In einem abgelegenen Dorf am Indischen Ozean in Somalia, THE VILLAGE NEXT TO PARADISE lebt Mamargade, möchte ein allein erziehender Vater seinem Sohn eine Schulausbildung und die Chance auf ein besseres Leben ermöglichen und wird dabei von seiner Schwester unterstützt. Der Film schafft Raum, gewohnte eurozentrische, westliche Lebensrealitäten aus dem Blick zu verlieren und Lädt dazu ein, sich auf die kulturell anders bedingte Lebenswege einzulassen. Der hybrid-dokumentarische DAHOMEY erzählt die Geschichte von Raubkunst aus der ehemaligen französischen Kolonie Benin und deren Rückführung (Restitution) aus Sicht eines der beeindruckenden Objekt. Der Film der französisch-senegalesischen Regisseurin Mati Diop erhielt den Goldenen Bären für den Besten Film der Berlinale 2024!
Mit besten Empfehlungen
Ihr CinéMayence-Team
ps. Bitte beachten Sie die Änderungen im Nahverkehr wegen der Baustelle Münsterplatz !!! Siehe https://www.cinemayence.de/info.html#hinweise und https://www.mainzer-mobilitaet.de/aktuelles/gleisanschluss#linien

Anfang 2025 haben wir die Eintrittspreise jeweils um 50 Cent erhöht. Der Eintritt bleibt dabei für einen Kinobesuch mit 5,50 € (ermäßigt) für finanzschwache Menschen sehr niedrig!
Reservierung online: https://cinemayence.online/reservierung-online/ (reservierbar ab 30 Tage vor dem Termin)

Zeitgleich führt Massoud mit pinkfarbenen Ohrenschützern eine Gruppe verwirrter Touristen durch die Denkmäler und historischen Stätten der Stadt, die nur entfernt an ein reales Vorbild erinnert – könnte es doch das Teheran der 1980er/1990er-Jahre sein, denn wie selbstverständlich wird Farsi gesprochen.
Schlussendlich verbinden sich kanadische Erinnerungen auf einzigartige Weise mit iranischer Fürsorge und Gastfreundschaft vor einer weißen Winterlandschaft.
All das spielt sich In einer mysteriösen und surrealen Zwischenzone, irgendwo zwischen Teheran und Winnipeg ab, Auf überraschende und rätselhafte Weise verweben sich die Leben der Charaktere dieser episodisch angelegten Komödie auf überraschende und rätselhafte Weise miteinander. Dadurch führt der Film die vielerorts emotional geführten Diskussionen um kulturelle Aneignung ad absurdum.
Inspiriert vom Leben und der Familiengeschichte des Regisseurs Matthew Rankin, der selbst im Film als Matthew auftritt, zeigt diese poetisch-skurrile Komödie der Irreführung in unwirklich schönen, wie arrangiert wirkenden 16mm-Bildern Überblendungen von Raum, Zeit und persönlichen Identitäten, die lange nachhallen.
»Natürlich ist das iranische Kino das Ergebnis von 1000 Jahren Poesie, während das kanadische Kino aus 40 Jahren Discount-Möbelwerbung hervorgeht. Und doch ist das die Dualität unserer Welt? Der Film arbeitet sich durch Vorstellungen von Gemeinschaft und Einsamkeit, Nähe und Distanz, das Göttliche und das Banale, das Universelle und das Parochiale (...) Unser Film ist inspiriert von einer sehr großen Sehnsucht nach umfassenden menschlichen Beziehungen; nach tiefen Vorstellungen von Familie, Zugehörigkeit und Solidarität, nach viel mehr als dem, was unser zunehmend gemeines und geiziges Zeitalter uns zuweisen würde. « (Matthew Rankin).
»Rankin, kanadischer Filmemacher, integriert in seine „autobiografische Halluzination“ Einflüsse aus dem iranischen Kino, verquickt die humanistische Poesie eines Abbas Kiarostami mit den trockenen Absurditäten von Roy Andersson: ein surreal-nostalgisches Manitoba-Märchen über die Weltsprache des filmischen Geschichtenerzählens. (Gian-Philip Andreas, Viennale)«
»Mit seinem autobiografisch inspirierten Zweitfilm „Universal Language“ verwebt Matthew Rankin den kanadischen Humor Guy Maddins mit dem poetischen Realismus des iranischen Kinos zu einer der originellsten Komödien des Kinojahres.« (filmstarts.de)

Nach zehn Jahren kehrt Jérémie in seinen Heimatort Saint-Martial im Südosten Frankreichs zurück, um an der Beerdigung des Dorfbäckers Jean-Pierres teilzunehmen. Als Teenager war Jérémie dessen Lehrling – und vielleicht noch mehr. Von Vincent, dem latent gewalttätigen Sohn des Verstorbenen, wird Jérémie mit Argwohn empfangen, aber auch mit unterschwelligem Begehren. Die Bäckerswitwe Martine bietet ihm einen Schlafplatz an und sucht etwas direkter seine körperliche Nähe. Ambivalente sexuelle Spannungen erzeugt der mysteriöse Rückkehrer auch bei Bauer Walter und dem neugierigen Pfarrer Grisolles. Als Vincent spurlos verschwindet, fällt der Verdacht schnell auf Jérémie.
Guiraudie („Der Fremde am See“), der Meister der sinnlich-abgründigen Provinzerzählung, ein subtiles Netz aus gehemmter Lust und erotischen Manipulationen – und entwirrt es wieder mit skurrilen Wendungen und absurdem Humor. Seine mythisch-spirituell aufgeladene Thriller-Komödie ist inspiriert von Hitchcock und Pasolini, interessiert sich nicht für Genregrenzen und folgt ihrer ganz eigenen Moral.
»In „Miséricorde“ erzählt Alain Guiraudie einen Mordfall zwischen zwei alten Jugendfreunden als eine wundervoll beschwingte Fabel über die Erfüllung von Begierden.« Kamil Moll, (filmstarts.de)
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=_7v1h1HXCcg

D: John Hurt, Anthony Hopkins, Anne Bancroft, John Gielgud; Prod: Mel Brooks
Der Elefantenmensch Das erste Meisterwerk des Regisseurs David Lynch beruht auf einer wahren Geschichte: England im späten 19. Jahrhundert.
John Merrick leidet seit seiner Kindheit unter schwerwiegenden körperlichen Missbildungen, vor allem sein Kopf und Oberkörper sind stark deformiert. Von einem sadistischen und ausbeuterischen Schausteller wird er auf Jahrmärkten als seltene Kuriosität ausgestellt und vom sensationslüsternen Publikum begafft. Doch dann wird der Chirurg Frederick Treves auf seinen Fall aufmerksam.
Treves entdeckt hinter seinem rauen Äußeren eine edle Seele und nimmt ihn mit sich nach London, um ihn dort zu untersuchen und ihm ein menschenwürdiges Zuhause im Hospital zu geben. Nach anfänglicher Skepsis ist schließlich auch das dortige Personal einverstanden, als sich zeigt, dass in dem „Elefantenmenschen“ ein sensibler und intelligenter Charakter schlummert.
David Lynch transformierte diese wahre Begebenheit mit viel Fingerspitzengefühl in ein meisterhaftes filmisches Plädoyer für Menschlichkeit und Würde.

Eines Morgens sitzt an seiner Stelle der junge Mechaniker Pete in der Zelle. Auf freien Fuß gesetzt, beginnt dieser eine Affäre mit der Geliebten eines Kunden, die der Frau des Musikers aufs Haar gleicht. Auch Pete kann sich an nichts erinnern, scheint aber ein anderer geworden zu sein, der mit seiner Geliebten nichts mehr anfangen kann. Dafür lässt er sich auf eine gefährlichen Affäre mit Alice ein, wieder gespielt von einer jetzt blond gewordenen Patricia Arquette.
Der Film lässt viele Leseweisen zu, von denen jedoch keine in sich völlig schlüssig ist. Nimmt man dies einmal hin, öffnet sich ein weites Feld hochspannender Bezüge und Spekulationen. Eine verstörende, äußerst komplexe Reise ins Unheimliche, die mit der Auflösung von Raum und Zeit, den Mitteln der Verrätselung und des Horrorfilms den Zuschauer in Bann schlägt. Ein Meisterwerk, das die Auseinandersetzung lohnt.
Für den typisch mysteriösen Lynch-Sound sorgte sein langjähriger künstlerischer Wegbegleiter Angelo Badalamenti.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=yCPdyFuEzWw
+++ Oster-Pause: 19. - 23. April +++

Mamargade‘s Sohn Cigaal wird in den Turbulenzen dieser zerbrechlichen Familie manchmal übersehen. Für ihn wird Araweelo eine zuverlässigere Stütze als sein Vater. Trotz unterschiedlicher Ziele in dieser komplexen Welt findet die Familie durch Liebe, Vertrauen und Zuversicht, ihren eigenen Weg.
»Der Film erzählt in langen, ruhigen Einstellungen vom Leben seiner drei HauptprotagonistInnen und ihrem Miteinander. Sie schaffen Raum, gewohnte eurozentrische, westliche Lebensrealitäten aus dem Blick zu verlieren und laden dazu ein, sich auf die kulturell, aber auch religiös bedingten Lebenswege und den damit verbundenen alltäglichen Herausforderungen einzulassen.« (Vision Kino)
»Ein Zeugnis für Liebe, Familie und Widerstandskraft.« (Variety).
Der Film wurde als bester österreichischer Film auf der Viennale ausgezeichnet.
Trailer: https://vimeo.com/1038952055

Dahomey zeigt die bewegende Rückführung von 26 Artefakten vom Musée du quai Branly in Paris in ihr Ursprungsland, dem heutigen Benin, Die Wissenschaftler*innen Bénédicte Savoy und Felwine Sarr erhoben 2019 ihre Stimmen für die Rückgabe dieser wertvollen Kulturgüter, die aus dem einst mächtigen Königreich Dahomey stammen. Unter den Artefakten befinden sich ein majestätischer Yoruba-Thron und beeindruckende Statuen der Könige Gélé und Béhanzin.
An der Universtité d‘Abomey-Calavi in Benin entflammt eine lebhafte Diskussion unter den Studierenden, die die Rückführung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Dabei werden auch kritische Fragen zur Intention des französischen Präsidenten Emmanuel Macron sowie zur Kolonialgeschichte gestellt. Die Debatte kreist u.a. um die Bedeutung der Rückgabe, angesichts der insgesamt rund 7.000 geraubten Objekte. Sie thematisiert die Konzepte von Heimat und das Gefühl der Fremdheit, insbesondere im Kontext von Veränderung und Entwicklung.
Für das Zusammenwachsen der beninischen Gesellschaft stellen die Kunstschätze der Könige Dahomeys aus dem 19. Jahrhundert ein elementares Fundament dar – sie bilden im Kern »notre histoire«, wie eine Studentin anmerkt, ein gemeinsames historisches und kulturelles Erbe für das heutige Land. Sie haben das Potential einen Erinnerungsort zu schaffen, der eine Nation eint.
»Diop sprengt hier die dokumentarische Form und verschafft so der spirituellen Bedeutung der Artefakte einen Resonanzraum.
Filmseite (frz.): https://www.unifrance.org/film/56518/dahomey
Weitere Planungen
Am 7. Mai zeigen wir in Kooperation mit dem Ausstellungsprojekt "Trotz alledem!" den DEFA-Filmklassiker ICH WAR NEUNZEHN von Konrad Wolf.
Am 10. Mai zeigen wir zum Thementag des Institut français "Die Nacht der Ideen – Handeln können" den deutsch-französischen Film EUROPE von Philip Scheffner.
Für Oktober planen wir wieder NATUR/IM/FILMTAGE. Kooperationen und Filmvorschläge sind willkommen! Ebenso zu unserem Kultursommer-Beitrag mit dem Motto »forever young« im Juli 2025
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Das 1956 gegründete Zagreb Film Studio produzierte bis in die 70er Jahre bahnbrechende Animationsfilme, die sich als satirisch, parodistisch und politisch verstanden.
Das Studio hat mehr als 700 kurze Animationsfilme produziert, für das es annähernd 400 Auszeichnungen erhielt. Seine Blütezeit hatte das Studio in den 70er Jahre. Seitdem sind die Filme schwer zu finden und kaum zu sehen. Das ändert sich jetzt!
Die Anna Seghers Bücherei ist dem Video-on-Demand-Netzwerk filmfriend angeschlossen!
Mit dem Bibliotheksausweis kann man kostenlos aus mehr als 3.500 Titeln z.T. preisgekrönte Filme und Serien auswählen – mit Suchfunktionen und sorgsam kuratierten Themen-Kollektionen.
»Nach dem Kinoboom der 50er Jahre machte in den 60er Jahren insbesondere die Verbreitung des Fernsehens mit Spielfilmangeboten den innerstädtischen Einzelhäusern das wirtschaftliche Überleben schwer. Die meisten Kinounternehmer reagierten mit baulichen Änderungen: sie setzten kleine Kinos, wie Schachteln, in ihre inzwischen überdimensionierten Häuser (...)
Als Reaktion auf den Wandel entstanden in den 70er Jahren aber auch alternative Kinos, die ein festes Monatsprogramm anboten und sich deshalb als Programmkino bezeichneten.(...)
Aber schon in der nächsten Kinokrise in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts – mediengeschichtlich zeitgleich mit der Einführung des Videorekorders und der TV-Fernbedienung – war der Betrieb von Programmkinos wirtschaftlich nicht mehr tragfähig. Der Kult um sie blieb aber bis heute ...«

Nach fast einem Jahr Arbeit hat das CinéMayence eine umfangreiche Beitragssammlung online gestellt, in der systematisch wichtige Strömungen und ästhetische Strategien des Avantgarde- und Experimentalfilms bis zur zeitgenössischen Video- und Medienkunst dargestellt werden. Im Mittelpunkt stehen Filme, die auf einer Metaebene selbstreflexiv sind, also auch Aussagen über ihr Medium treffen. Insofern das Medium reflektiert und analysiert wird, sind Experimental- und Avantgarde-Filme hervorragend geeignet Filmwissen und Medienkompetenz zu vermitteln.
Das Thema wird – einem eigenen Curriculum folgend – in drei übergeordneten Blöcken mit neun Kapiteln in Text, Bild und Video behandelt. Beispielhaft werden herausragende Filme und Medienarbeiten von filmgeschichtlich bedeutenden Pionieren bis zu renommierten zeitgenössischen KünstlerInnen auf mehr als 30 Internetseiten analysiert und interpretiert.
Unter anderem geht es um Experimentalfilm als Metafilm (Raum und Zeit im Surrealismus, Dada, Strukturellen Film), Found-Footage-Film als Metafilm (Kompilation, Collage, Aneignung) und Medienkunst als Selbstreflexion (von Nam June Paik bis Dara Birnbaum).
Das von der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur geförderte Projekt dient der Vermittlung von Filmwissen und Medienkompetenz. Die Verbreitung und Vermittlung von Filmwissen und Medienkompetenz ist eine Kernaufgabe Kommunaler Kinos.