Helden des Kinos
Beispiele
Kinolegenden:
In dem Stummfilm "Buster Keaton – Der Kameramann" (USA 1928) heuert Buster Keaton als Wochenschau-Kameramann an, um das Herz seiner Angebeteten Sally zu erobern. Erst nachdem er Sally vor dem Ertrinken gerettet hat, gelingt ihm privat und beruflich der Durchbruch.
Widerständige politische Helden:
In dem Film "Die Widerständigen" von Ula Stöckl kommen die letzten lebenden Zeitzeugen von Sympathisanten der Widerstandsbewegung "Die Weiße Rose" zu Wort und berichten über die Weiterverbreitung des sechsten und letzten Flugblattes der Geschwister Scholl, nach deren Hinrichtung durch das Nazi-Regime.
Alltagshelden:
Im Spielfilm "Der Blinde Fleck – Täter, Attentäter, Einzeltäter" recherchiert der Journalist Ulrich Chaussy unter brisanten Umständen mutig und ohne sich einschüchtern zu lassen das Attentat auf das Münchner Oktoberfest. Er stößt dabei auf rechtsradikale Hintergründe und ungeklärte Todesfälle.
Der Dokumentarfilm "Neuland" begleitet junge Migrantinnen und Migranten, die auf abenteuerlichste Weise geflohen sind, während der zweijährigen Schulzeit in der Integrationsklasse Basel und den Lehrer Christian Zingg, der versucht den Glauben seiner Schülerinnen und Schüler an sich selbst und an eine bessere Zukunft zu stärken.
Legendäre Persönlichkeiten im Alltag:
Der Dokumentarfilm "Der Bauer und sein Prinz" von Bertram Verhaag (D 2014) zeigt die ökologische Farm des Prince of Wales in Südengland. Prinz Charles erscheint in einem gänzlich ungewohnten Licht, das den Zuschauer zwingt, viele Vorurteile gegenüber
Legendäre Politiker:
In "Belluscone" berichtet Regisseur Franco Maresco von der besonderen Liebesbeziehung zwischen Berlusconi und Sizilien und zeigt dem Zuschauer wie der ehemalige italienische Ministerpräsident Berlusconi zum 'Volkshelden' wurde.
'Internet-Helden':
"We are Legion – The Story of the Hacktivists" von Brian Knappenberger erzählt von Innen die Geschichte von Gruppen der Hacktivist-Bewegung, die sich zu Anonymus zusammengeschlossen haben.
Whistleblower – Helden für die Einen, Verräter in den Augen der Anderen:
Der Dokumentarfilm "Citizenfour" beschreibt und begleitet die dramatischen Ereignisse um die Enthüllungen des hochrangigen Computerspezialisten im Dienst US-amerikanischer Nachrichtendienste Edward Snowden, die nicht nur unbequem, sondern von großer politischer Sprengkraft sind. (am 2. Juni mit Constanze Kurz, Sprecherin des Chaos Computer Club)
Eintrittspreis Filme: 5,00 € (normal), 4,00 € (ermäßigt)
Aufschlag bei Überlängen und besonderen Ereignissen.
Die Programmreihe wird gefördert von
Kultursommer Rheinland-Pfalz der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur
Konzept/Kurator: Reinhard W. Wolf
Kooperationspartner:
Filmwissenschaft der Uni Mainz, Givat Haviva Deutschland e.V., Institut français, Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit RLP, Staatstheater Mainz.
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Programm Tag für Tag
Di 02. und Mi 03.06. 20:30 Uhr
#watch22 / Whistleblower / Edward Snowden
»Citizenfour«
Dokumentarfilm von Laura Poitras, USA/D 2014, digital, 114 Min., OmU
mit Edward Snowden, Glenn Greenwald, Ewen MaCaskill, William Binney, Jacob Appelbaum, Jeremy Scahill u.a.
Das Programm ist eine filmische Ergänzung zur #watch22
Ausstellung / Datenschutz / Kunst / Kultur mit Unterstützung des Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz.
Am Dienstag mit: Constanze Kurz (Chaos Computer Club)
Im Januar 2013 erhält die Filmemacherin Laura Poitras verschlüsselte Emails von einem Unbekannten, der sich „Citizen Four“ nennt und Beweise für illegale verdeckte Massenüberwachungsprogramme der NSA und anderer Geheimdienste in Aussicht stellt. Im Juni 2013 fliegen Laura Poitras und der Journalist Glenn Greenwald nach Hongkong, um sich mit dem Unbekannten zu treffen. Es ist Edward Snowden.
Entstanden ist ein einmaliger Dokumentar-Thriller, in dem sich die dramatischen Ereignisse Minute für Minute direkt vor unseren Augen entfalten – die atemberaubend spannende Geschichte über den waghalsigen Schritt eines jungen Whistleblowers, eindringlich, unbequem und von großer politischer Sprengkraft.
Auszeichnungen
Academy Awards (Oscar) for Best Documentary und Dutzende Dokumentarfilmpreise weltweit
Als Edward Snowden seine erste verschlüsselte E-Mail unter dem Namen “Citizenfour” im Januar 2013 an Laura Poitras schickt, arbeitet die Filmemacherin bereits an einem Film über die Praxis der Massenüberwachung, dem dritten Teil ihrer Trilogie über die USA nach 9/11. Snowden hatte Poitras nicht zuletzt deshalb als Kontaktperson gewählt, weil sie seit Jahren selbst eine Zielperson der Geheimdienste war, die bei der Einreise oder Ausreise in den USA regelmäßig aufgehalten und verhört wurde.
“Citizenfour” gibt sich als hochrangiger Computerspezialist im Dienst US-amerikanischer Nachrichtendienste zu erkennen und stellt Beweise für die massive Überwachung der weltweiten Kommunikation via Telefon und Internet in Aussicht. Nach monatelangem Austausch verschlüsselter emails vereinbaren Laura Poitras und “Citizenfour” ein persönliches Treffen, zu dem der Journalist Glenn Greenwald hinzugezogen werden soll. Poitras erhält die Erlaubnis, während des Treffens zu filmen. Poitras und Greenwald sind in New York, als die Nachricht von “Citizenfour” eintrifft, dass das Treffen in Hongkong stattfinden soll.
CITIZENFOUR lässt uns teilhaben an diesen ersten Begegnungun von Poitras und Greenwald mit Snowden – einer Situation, in der die Beteiligten auf Gedeih und Verderben auf gegenseitiges Vertrauen angewiesen sind. Laura Poitras filmt die acht Tage der verdeckten Zusammenkünfte im Hotelzimmer, in denen Snowden über die vorgelegten Dokumente Auskunft gibt. Der Medienwirbel, der nach den ersten Artikeln über die Snowden-Dokumente über die vier Anwesenden in diesem gesichtslosen Hotelzimmer hereinbricht, verstärkt den Druck zu schnellen Entscheidungen, die ihr Leben für immer verändern werden.
CITIZENFOUR zeigt nicht nur die Gefahren geheimdienstlicher Überwachungen auf – er lässt sie uns miterleben. Wer diesen Film gesehen hat, wird anders über den Umgang mit seinem Telefon, seiner Kreditkarte, seinem Webbrowser oder seinem Internet-Profil nachdenken.
CITIZENFOUR zeigt den Menschen Edward Snowden, wie er noch nie zu sehen war, und erhellt aus dieser Nähe die Beweggründe für eine der folgenreichsten Enthüllungen der letzten Jahrzehnte.
CITIZENFOUR erlaubt es uns in in beispielloser Weise, die Begegnungen von Laura Poitras und Glenn Greenwald mit Edward Snowden in Hongkong mitzuerleben und einen eigenen Blick auf die Ereignisse und Enthüllungen ebenso wie seine Protagonisten zu gewinnen.
Do 04.06. 20:30 Uhr
#watch22 / Hacker / Anonymous
»We are Legion – The Story of the Hacktivists«
Dokumentarfilm von Brian Knappenberger, Pakistan 2012, digital, 93 Min., englOmU
Das Programm ist eine filmische Ergänzung zur #watch22
Ausstellung / Datenschutz / Kunst / Kultur mit Unterstützung des Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz.
Der Film eröffnet die Welt der weltweiten Bewegung „Anonymous“ – eine radikale „Hacktivist“-Gemeinschaft, die den Ungehorsam der Bürger im digitalen Zeitalter neu definiert hat. Der Film untersucht die Wurzeln der „Hackactivist“-Gruppen wie „Cult of The Dead Cow“, „Electronic Disturbance Theater“ und Nutzern von 4chan. Er begibt sich auf die Spurensuche, wie sich die Gruppen zu einer Bewegung entwickelten und sie zu „Anonymus“ verschmolzen sind – eine inzwischen gewachsene Bewegung mit globaler Reichweite und außergewöhnlicher Macht.
Vor der Kamera geben ehemalige und aktuelle Anonymous-Leute Statements ab. Auch Schriftsteller und Wissenschaftler kommen zu Wort.
Hintergrund – Was macht und wer ist Anonymous
In den letzten Jahren wurde Anonymous als radikale Online Community bekannt, die mit Attacken auf hunderte von Zielen von sich reden machte. Zu den unterschiedlichen Angriffszielen gehörten unter anderem Verbreiter von Kinderpornographie, mexikanische Drogenkartelle, Mastercard und Paypal. Sie gaben technischen Support für den Arabischen Frühling und die Occupy-Bewegung.
Sie wurden als Verbrecher, "Hacker auf Steroiden" und sogar Terroristen bezeichnet. Aber die überwiegende Mehrheit derjenigen, die sich mit Anonymous identifizieren, verstoßen nicht gegen das Gesetz. Sie verstehen sich als Aktivisten und Beschützer der freien Rede, und treten in der Regel am stärksten in Erscheinung, wenn sie eine Bedrohung für die Internetfreiheit oder Persönlichkeitsrechte wahrnehmen.
Mit dem Einsatz von Mitteln für Störungen und Inszenierungen sind sie für eine Vielzahl von Menchenrechts- und Informationsfreiheit-Gruppen auf der ganzen Welt ein sinnbildliches Gesicht geworden. Sie sind eine Legion von lauten, aber überwiegend maskierten Geeks, Hackern, Schelmen und empörten Bürgern, die nebenbei zivilen Ungehorsam im digitalen Zeitalter neu definiert haben.
Fr 05. – Di 09.06. 20:30 Uhr
Legendär: Prinz Charles / Ökologischer Landbau
»Der Bauer & sein Prinz«
Dokumentarfilm von Bertram Verhaag, D 2014, digital, 82 Min., OF
mit HRH Charles Prince of Wales, David Wilson, Vandana Shiva, Auma Obama
Prinz Charles hat eine Vision: Der britische Thronfolger möchte zeigen, dass die Welt mit Hilfe der biologischen Landwirtschaft ernährt werden kann. Dieses Ziel verfolgt der „grüne Prinz“ mit seinem engagierten Farmmanager David Wilson (dem titelgebenden „Bauern“) auf der Duchy Home Farm. Mit ihrer einmaligen Zusammenarbeit auf der Duchy Home Farm beweisen Prinz Charles und David Wilson, dass ökologischer Landbau funktioniert. Landwirte aus ganz Großbritannien pilgern zur Duchy Home Farm, um sich den Mut und das Wissen zu holen, ihren eigenen Betrieb umzustellen.
Filmemacher Bertram Verhaag beobachtete die beiden Visionäre mehr als fünf Jahre durch alle Jahreszeiten hindurch. Der Prinz of Wales fühlte sich dem ökologisch nachhaltigen Gedanken schon verbunden, als wir das Wort nachhaltig in diesem Zusammenhang noch nicht kannten. Schon vor mehr als 30 Jahren war ihm klar, dass man nur mit praktischen Beispielen überzeugen kann, wenn es darum geht das Land im Einklang mit der Natur ohne Gifte zu bewirtschaften. Dieses Beispiel zu setzen ist den beiden gelungen.
Prinz Charles erscheint in einem gänzlich ungewohnten Licht, das den Zuschauer zwingt, viele Vorurteile gegenüber ihm und der ökologischen Landwirtschaft über Bord zu werfen.
Hintergrund
Prinz Charles besitzt u.a. zum Herzogtum Cornwall gehörende Güter in Cornwall und Highgrove, mit einer Produktionsstätte für Lebensmittel (z. B. die Kekse Duchy Originals), die nach biologisch-ökologischen Grundsätzen produziert werden und deren Erlös für wohltätige Zwecke verwendet wird. Insgesamt fördert er die ökologische Landwirtschaft und auf diese Weise gewonnene Lebensmittel im Rahmen seiner Möglichkeiten.
Seit Oktober 2007 engagiert er sich in The Prince’s Rainforests Project für den Schutz der Regenwälder. Auf der Eröffnungsrede der internationalen Konferenz zur Klimafolgenforschung Impacts World 2013 sprach sich Prinz Charles eindringlich für Maßnahmen gegen den Klimawandel aus.
Regisseur Bertram Verhaag realisierte mit seiner Produktionsfirma DENKmal-Film etwa 130 Dokumentarfilme, darunter 8 abendfüllende Kinoproduktionen zu ökologischen Themen wie z.B. „Gekaufte Wahrheit“ (2011 im CinéMayence) und „Spaltprozesse“.
Regisseur-Statement
»Der Prinz setzt auf Landwirtschaft ohne Gifte und Gentechnik, mit artgerechter Tierhaltung. Diese Vision von Landwirtschaft entwickelte er zu einem Zeitpunkt, als wir noch nicht mal das Wort nachhaltig kannten und biologisch mit Müsli-Jüngern in Verbindung brachten.
Bei den Dreharbeiten waren immer Vertreter des königlichen Pressoffice anwesend, die zwar auf jedes Wort achteten, aber sonst im Hintergrund blieben. Wir führten zwei Interviews mit Prinz Charles und in beiden spricht er in einer Deutlichkeit über seine Sicht auf die Landwirtschaft, die der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt und atemberaubend ist. So entwickelte sich aus einem Rohdiamanten ein schillernder, mit vielen Facetten funkelnder Brillant, der aber leider außerhalb Europas und insbesondere in England nicht gezeigt werden darf – eine Order ohne Begründung vom königlichen Pressoffice – das vermutlich verhindern will, dass sich Charles als grüner Prinz weiter profiliert.«
Mi 10.06. 20:30 Uhr
Cinéma de Femmes - Junges französisches Kino
»Suzanne (Die unerschütterliche Liebe der Suzanne)«
Spielfilm von Katell Quillévéré, F 2013, digital, 94 Min., OmU
Darsteller: Sara Forestier, Adèle Haenel und François Damiens
Mit Einführung von Roman Mauer (Filmwissenschaft Mainz)
»Zwei Schwestern wachsen bei ihrem verwitweten Vater auf. Die kleine Familie verkraftet trotz schwieriger Bedingungen alle Herausforderungen, auch die ungeplante Schwangerschaft einer der Töchter. Als diese sich in einen Kleinkriminellen verliebt und ihren Sohn sowie ihre Familie verlässt, wird dies für alle zur emotionalen Zerreißprobe.
Mit zahlreichen Ellipsen umspannt das faszinierend brüchige Werk rund 25 Jahre aus dem Leben der Hauptfigur. Vorzüglich gespielt, beschreibt der zwischen Soap Opera und realistischem Kino pendelnde Film in suggestiven Szenen die Kollateralschäden einer großen Liebe.« (filmdienst)
Do 11. – Sa, 13.06. 20:30 Uhr
»Die Widerständigen „also machen wir das weiter...“«
Helden und Legenden / Die weiße Rose
Dokumentarfilm von Katrin Seybold und Ula Stöckl, D 2014, digital, 87 Min.
Am Samstag mit der Regisseurin Ula Stöckl
Frau Stöckl hat leider ihre Reise nach Mainz abgesagt!
In dem Film kommen die letzten lebenden Zeitzeugen von Sympathisanten der Widerstandsbewegung "Die Weiße Rose" zu Wort und berichten über die Weiterverbreitung des sechsten und letzten Flugblattes der Geschwister Scholl, nach deren Hinrichtung durch das Nazi-Regime.
Es gibt bisher keinen Film über den Weg der Flugblätter, über die Vorgänge am Münchner Chemischen Institut und in Berlin sowie über die Hamburger oppositionellen Gruppierungen, die mit den Flugblättern der „Weißen Rose“ in Berührung kamen, sich mit den Widerstandsaktionen solidarisierten und Möglichkeiten suchten und fanden, dass die Flugblätter in der Welt blieben.
Einige Menschen sollten die Verfolgung durch den NS-Staatsapparat nicht überleben: Hans Leipelt, Katharina Leipelt, Elisabeth Lange, Reinhold Meyer, Margaretha Rothe, Friedrich Geussenhainer, Margarethe Mrosek, Kurt Ledien. Aber Zeitzeugen in diesem Film geben ihnen mit ihren Gedanken einen Platz in der Geschichte.
Über diese Geschichten des Widerstands und der Verfolgung berichtet der Film. Auch in der Distanz zu jener Zeit sind die Aussagen der letzten unmittelbaren Zeugen beeindruckend: sie sprechen davon, wie sie als ganz junge Menschen die folgenreiche Entscheidung trafen, das Mögliche zu tun und das Unmögliche zu versuchen, um das Unrecht nicht hinzunehmen. In ihren Erinnerungen steht das Alltägliche neben mutigen, wie großartigen Taten. Fern von jeder Stilisierung erzählen Menschen mit den verschiedensten Facetten, wie sie in einer schwierigen Zeit eigene Standpunkte eingenommen haben und mit den Konsequenzen bis heute leben. Sie machen Mut.
Hintergrund
„Angelegenheit ohne Zwischenfall erlegt“ – so lautete der Telegrammtext, mit dem der Vollzug der Hinrichtung von Hans Konrad Leipelt im Gefängnis München-Stadelheim in die Reichshauptstadt Berlin gemeldet wurde. Dies geschah vor 70 Jahren am 29. Januar 1945, kaum mehr als drei Monate vor der Bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches. Es war die Vollstreckung des letzten Todesurteils im Zusammenhang mit der „Weißen Rose“. Im Prozess vor dem Volksgerichtshof in Donauwörth am 13. Oktober 1944 hatten sich Hans Leipelt, Marie-Luise Jahn, Lieselotte Dreyfeldt, Valentin Freise, Wolfgang Erlenbach, Miriam David, Ernst Holzer, Hedwig Schulz und Franz Treppesch für ihr Widerstehen verantworten müssen.
Pressestimmen
»Einerseits werden die Akteure und ihre Zivilcourage auf diese Weise endlich in dem ihnen gebührenden Licht gewürdigt, andererseits entzieht der Film dem Widerstand im NS-Regime auch seinen heldenhaften Mythos.« (INDIEKINO)
«Regisseurin Ula Stöckl hat aus den Interviews, die ihre langjährige Freundin, die 2012 verstorbene Filmemacherin Katrin Seybold geführt hatte, einen eindrucksvollen Dokumentarfilm gedreht.«å (Deutschlandradio Kultur)
Vita Katrin Seybold
Geboren 1943 in Bromberg (Bydgoszcz), aufgewachsen in Stuttgart. Studium der Kunstgeschichte. Ab 1969 erste Filme über die Studentenbewegung in Film-Cooperativen. Mitarbeit bei der Stiftung Deutsche Kinemathek Berlin, Regieassistenzen, am meisten gelernt bei Hans-Rolf Strobel, Ula Stöckl, Edgar Reitz, Mitarbeit bei KINO ZWEI, Regie Edgar Reitz, ZDF. Seit 1975 Arbeit als Regisseurin für ARD und ZDF, 1979 Gründung der eigenen Produktionsfirma. Über 60 Fernsehproduktionen zu sozialen Fragen und zur deutschen Geschichte, lange Kinodokumentarfilme zur Verfolgung in der NS - Zeit von deutschen Zigeunern (Sinte) und zum Widerstand mit diversen Preisen und Auszeichnungen, Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der European Film Academy.
Vita Ula Stöckl
Geboren 1938. Aufgewachsen in Ulm. Mittlere Reife und Ausbildung zur Sekretärin. Ab 1958 Sprachenstudium in Paris und London. Von 1963 bis 1968 Studium am Institut für Filmgestaltung in Ulm, 1968 Gründung der eigenen Produktionsfirma. Zusammenarbeit mit Edgar Reitz und Alexander Kluge. Mehrere Jahre Arbeit für das Fernsehen. Eine der wichtigsten Vertreterinnen des Neuen Deutschen Films. 1978 Pionierarbeit beim Internationalen Festival de Films de Femmes in Paris. Ab 1982 Arbeit für die Internationalen Filmfestspiele Berlin, seit 2002 Programm-Advisor für das Internationale Filmfestival in Venedig. 1999 Auszeichnung für das bisherige Lebenswerk durch die Akademie der Künste.
So 14. – Di, 16.06. 20:30 Uhr
Helden und Legenden / Investigativer Journalismus
»Der blinde Fleck«
Spielfilm von Daniel Harrich, D 2013, digital, 99 Min.
Darsteller: Benno Fürmann, Heiner Lauterbach, Nicolette Krebitz u.a.
Am 26. September 1980 wird der verheerende Anschlag auf das Münchner Oktoberfest verübt, bei dem 13 Menschen sterben und mehr als 200 verletzt werden. Ulrich Chaussy (verkörpert von Benno Fürmann), Journalist beim Bayerischen Rundfunk, plant zunächst nur einen kleinen Beitrag zum Attentat. Dafür beginnt er die Hintergründe des Gewaltakts zu untersuchen und stößt schon bald auf Widersprüche und Ungereimtheiten. So erfährt er beispielsweise im Gespräch mit Zeugen, dass diese mehrere Personen am Tatort gesehen haben. Von offizieller Seite scheinen bestimmte Hinweise aber nicht weiter verfolgt zu werden und später verschwinden Beweismittel aus der Asservatenkammer. Fortan verwendet Chaussy all seine Energie darauf, den Geschehnissen auf den Grund zu gehen. Er macht es sich zur Lebensaufgabe, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Unterstützt wird er dabei von Werner Dietrich, dem Anwalt der Attentats-Opfer. Auch er glaubt nicht an die Theorie des Einzeltäters.
Hintergrund
11. November 2011. Nach dem Selbstmord von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt fliegt die rechtsextreme Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund, kurz NSU, auf. Im Rahmen des Prozesses gegen Beate Zschäpe wird deutlich, in welchem Umfang Polizei und Verfassungsschutz von Rechten unterwandert wurden. Ulrich Chaussy greift den Fall in einem seiner Radiobeiträge auf und schlägt eine Brücke zwischen der NSU-Mordserie und allen Versäumnissen bei den Ermittlungen zum Oktoberfestanschlag: „Damals, 1980, waren die weitgehend gleichen Mechanismen des Wegschauens, des Ausblendens, des nicht wahrhaben Wollens bereits voll entwickelt, die wir jetzt im Fall NSU mit Erschrecken und Scham erkennen.“
2015: 35 Jahre nach dem Oktoberfest-Attentat werden endlich Zeugenaussagen und Akten neu geprüft.
Mi 17.06. 20:30 Uhr
Cinéma de Femmes - Junges französisches Kino
»Der Vater meiner Kinder«
Spielfilm von Mia Hansen-Løve, F 2009, 35mm 1:1,85, 112 Min., DF
Darsteller: Chiara Caselli, Louis-Do de Lencquesaing, Alice de Lencquesaing
Mit Einführung von Michael Brodski (Filmwissenschaft Mainz)
»Ein französischer Filmproduzent, der sich obsessiv fürs Autorenkino stark macht und dabei immer mehr in finanzielle Bedrängnis gerät, begeht Selbstmord. Seine Frau und seine drei Töchter müssen mit diesem Verlust weiterleben.
An die Gestalt des Produzenten Hubert Balsan angelehnte Hommage ans Kino als Kunst, die gleichzeitig ein realistischer Blick auf die Produktionsbedingungen des Autorenfilms, eine Bestandsaufnahme des Arbeitsklimas in Zeiten der New Economy und ein berührendes Porträt einer Familie ist, die mit der Erfahrung des Todes fertig werden muss, wobei die Kraft, auch mit Schmerz und Verlust zu leben, im Zentrum steht.« (filmdienst)
Auszeichnungen: Prix Spécial Un Certain Regard, Festival de Cannes 2009
Frz. Verleihseite:
http://www.filmsdulosange.fr/fr/film/102/le-pere-de-mes-enfants
Filmseite des Verleihs:
http://www.24bilder.net/filmdetail.php?id=36
Do 18. + Di 23.06. 20:30 Uhr
Helden und Legenden / Politiker
»Belluscone (Warum die Italiener Berlusconi lieben)«
Dokumentarfilm von Franco Maresco, I 2014, digital, OmU
Auf ironische Weise berichtet Maresco von der besonderen Liebesbeziehung zwischen Berlusconi und Sizilien – und zeigt dem Zuschauer einen morbiden Mikrokosmos: die Straßenfeste Palermos. Hier tummeln sich die Stammwähler des „Cavaliere“. Es sind Marescos schräge Protagonisten, die Berlusconi, in Sizilien nur „Belluscone“ genannt, seine Stimmen sichern: darunter der ambitionierte Konzertveranstalter Ciccio Mira, der dubiose Verbindungen zur Cosa Nostra unterhält, und die Musiker Vittorio Ricciardi und Erik, die dem „Cavaliere“ eigens einen Song gewidmet haben („Ich würde Berlusconi gerne kennenlernen“). Die Straßen Palermos erscheinen in den Bildern Marescos als mafiöse Parallelwelt, in der eine Hand die andere wäscht – und aus der es kein Entrinnen gibt. Maresco macht in erschreckender Weise deutlich, wie das System der Mafia im Kleinen funktioniert.
Dabei wird Franco Maresco in BELLUSCONE auch selbst zum Protagonisten: als Regisseur, dem bei der Arbeit an seinem Film viele Steine in den Weg gelegt werden. Diesen humoristischen Verfremdungseffekt nutzt Maresco, um die Anfänge der Karriere Berlusconis auf Sizilien, dessen Werdegang als Politiker und die langjährigen Kontakte des „Cavaliere“ zu berühmt-berüchtigten Mafiabossen nachzuzeichnen.
BELLUSCONE ist eine schonungslose Abrechnung mit Berlusconi, die ihre Wirkung nicht verfehlte: Die Partei des ehemaligen Ministerpräsidenten, „Forza Italia“, versuchte die Ausstrahlung des Films in Italien verbieten zu lassen.
Hintergrund
Franco Maresco, 57, ist in Italien sehr berühmt für seine kritischen und sarkastischen Film- und Fernsehproduktionen. Die dadaistische Kultserie Cinico TV, die er gemeinsam mit seinem Partner Daniele Ciprì realisierte, machte ihn Anfang der neunziger Jahre landesweit bekannt. Der erste Spielfilm von Ciprì und Maresco, Der Onkel aus Brooklyn, erschien 1995. Danach folgten weitere Produktionen, die den Kultstatus des Duos festigten und inzwischen Eingang in die kulturwissenschaftliche Literatur fanden (Sieglinde Borvitz, Controcorrente. Die kruden Visionen von Cipri und Maresco, Düsseldorf 2014).
+++ Fr 19. – Mo, 22. spielfrei (Johannisfest) +++
Mi 24.06. 20:30 Uhr
Cinéma de Femmes - Junges französisches Kino
»Je te mangerais (Emma & Marie)«
Spielfilm von Sophie Laloy, F 2009, DVD, 95 Min., OmU
Darsteller: Isild Le Besco, Judith Davis u.a.
Mit Einführung von Jakob Larisch (Filmwissenschaft Mainz)
»Eine junge Frau beginnt ein Klavierstudium in Lyon und zieht zu einer alten Freundin, die sich in ihrer scheinbaren Souveränität von der unsicher-kindlichen Musikstudentin unterscheidet. Deren Wunsch, sich an der Selbstständigeren zu orientieren, nimmt bald besitzergreifende Züge an. Als erotisches Begehren ins Spiel kommt, droht sich das Verhältnis von Stärke und Schwäche, Selbstständigkeit und Abhängigkeit umzukehren.
Das sich zum Noir-Drama verdichtende Porträt einer obsessiven Beziehung, das auf eindeutige Rollenzuschreibungen und Machtkonstellationen verzichtet, um die Unberechenbarkeit der Figuren bis zum Schluss spannend offen zu halten.« (filmdienst)
Do 25. – Di, 30.06. 20:30 Uhr
Legendär: Kumbh Mela Fest
»An den Ufern der heiligen Flüsse (Faith Connections)«
Dokumentarfilm von Pan Nalin, Indien/F 2013, digital 1,85:1, 115 Min., OmU
Am Do, Sa, So und Di mit Erläuterungen von Dr. Ajit Singh Sikand (Indologe und Religionswissenschaftler), der die Kumbh Mela aus eigener Anschauung kennt
Um seinem Vater heiliges Wasser und einige Geschichten zu bringen, macht sich der Filmemacher Pan Nalin 2013 auf den Weg zum größten hinduistischen Fest der Welt nach Allahabad - der Kumbh Mela. An diesem besonderen Ereignis nehmen Millionen von Pilgern teil, unter ihnen berühmte Asketen, Gurus und heilige Sadhus. 55 Tage begleitet Nalin verschiedene Menschen, erzählt ihre Geschichten und lässt uns Teil ihrer Reise werden.
Nalin erzählt die Geschichten von Kishan Tiwari, einem 10-jährigen Jungen, der seinem Elternhaus entflohen ist, von Mamta Devi und Sonu, die verzweifelt nach ihrem 3-jährigen Sohn Sandeep suchen, den sie im Menschengewirr der Kumbh Mela verloren haben, von einem Yogi, der der Welt bereits entsagte und sich durch die Aufnahme eines ausgesetzten Kindes wieder in der Gesellschaft einfinden muss. Von einem Asket, der seine innere Ruhe durch den Genuss von Cannabis findet und von zwei Sadhus, die sich vollkommen ihrer Spiritualität hingeben. Neben dem spektakulären Ereignis der Kumbh Mela ist es vor allem der gemeinsame Glaube und die unvergleichbare Hingabe, die all diese Menschen verbindet. Immer wieder taucht die Kamera in die strömende Menschenmenge ein, wird ein Teil von ihr, lässt die Bilder für sich sprechen, ermöglicht einen Einblick in eine fremde Welt und vermag damit ein Gefühl dieser entstehenden Energie zu vermitteln.
Hintergrund
100 Millionen Menschen. 55 Tage. 3 Flüsse. 1 Glaube. Alle 12 Jahre pilgern bis zu 100 Millionen Gläubige an den Zusammenfluss von Ganges, Yamuna und dem unsichtbaren, mythischen Fluss Saraswati, um sich in einem Bad von ihren Sünden zu reinigen und sich aus dem Kreislauf der Wiedergeburt zu befreien. Es ist die Zeit der Kumbh Mela, des größten religiösen Festes des Hinduismus und der Welt.
Kritik
»In dramaturgischer Hinsicht lässt Pan Nalin seinen filmischen Ausflug damit beginnen, dass er quasi im Auftrag (oder Angedenken) seines eigenen Vaters diesen mit alltäglichen Geschichten vom Festival versorgen will. Auch der Zuschauer taucht in diesen quirligen Kosmos mit ein, begleitet von der ruhigen Off-Stimme des Erzählers / Filmemachers. Die einzelnen „Schauspieler“ werden entweder bei ihren Tätigkeiten und Erlebnissen gefilmt oder sprechen direkt in die Kamera. Dabei sind mitunter erstaunliche Kommentare zu hören, wie etwa jene der beiden ziemlich zugedröhnten Sadhus Vivekanandji und Umeshji, die grinsend über die Wirkung von Cannabis dozieren. Kurz und gut: Die auf den ersten Blick einem möglicherweise anstrengend vorkommenden 115 Filmminuten verschwimmen nach kurzer Eingewöhnungsphase in ein sacht dahinfließendes Leinwandgewässer, dessen wohltuende und entspannende Wirkung bitte niemals aufhören soll.« (Andreas Wirwalski, Filmecho)
Auszeichnung: Publikumspreis Indian Film Festival Los Angeles 2014
Offizielle Filmseite:
http://faithconnections.in
Mi 01.07. 20:30 Uhr
Cinéma de Femmes - Junges französisches Kino
L'Âge atomique (Atomic Age)
Spielfilm von Héléna Klotz, F 2011, BluRay, OmU
Darsteller: Dominik Wojcik, Eliott Paquet, Niels Schneider, Luc Chessel u.a.
Mit Einführung von Ann-Christin Eikenbusch (Filmwissenschaft Mainz)
Odyssee zweier junger Männer ins Pariser Nachtleben, inszeniert als Stimmungsbild jugendlicher Befindlichkeiten zwischen der Suche nach Kontakt und ständiger Abgrenzung. Obwohl es dabei immer wieder um extreme Stimmungsumschwünge der jungen Protagonisten geht, entfaltet der Film sich als poetisch-traumgleiches Gleiten, getragen vom fließenden Zusammenspiel von Klängen, Bildern und Licht, das impressionistisch die Gefühlslagen der Figuren charakterisiert.
Pressestimmen
»Das magische Spielfilmdebüt schafft seinen jungen Helden einen poetischen Freiraum für große Gesten und große Worte. Ein eigenwilliger Film, intim und großspurig, formlos und konsequent zugleich.« Sissy
»In ihrem sanften Filmdebüt erzählt Héléna Klotz von mehr als nur der Suche nach einem Platz im Leben. In wunderschönen Dialogen kämpfen die Jungen auch gemeinsam gegen die Einsamkeit. Und so wartet man als Zuschauer gespannt auf die nächsten, wohlplatzierten Worte der Protagonisten. Von trance-artiger Musik umspielt, wirken ihre tiefgründigen Unterhaltungen nie aufgesetzt, sondern ehrlich.« ZITTY Berlin
Auszeichnungen: FIPRESCI Preis der internationalen Filmkritiker und Filmjournalisten Vereinigung - 62. Berlinale /
"Grand Jury Prize 24. Festival Premiers Plans d'Angers
Filmseite des Verleihs:
http://www.pro-fun.de/php/detail.php?film_id=332§ion=kino&release_id=13
Trailer auf Vimeo:
https://vimeo.com/51482641
Do 02. + Fr 03.07. 20:30 Uhr
Kinolegende Buster Keaton
The Cameraman (Buster Keaton - Der Kameramann)
Komödie, Regie: Edward Sedgwick, USA 1928, 35mm s/w, 69 Min, OF
Darsteller: Buster Keaton, Harry Gribbon, Sidney Bracy, Marceline Day, Harold Goodwin
Fassung: vertonte Originalfassung mit englischen Zwischentiteln.
Luke Shannon ist ein gewöhnlicher Straßenfotograf – bis er sich hoffnungslos in Sally verliebt, die bei der MGM Wochenschau arbeitet. Luke bemüht sich um eine Stelle als Kameramann, die er auch bekommt. Nach zahlreichen Missgeschicken, Unfällen, Malheurs und Beinahe-Katastrophen reisst sich Luke zusammen und rüstet sich zum Kampf um die Angebetete. Nach und nach mausert er sich zum Profi – und auch zum erfolgreichen Frauenwerber.
Ein Meisterwerk der Filmkomik mit einem überragenden Buster Keaton in der Rolle des Fotografen Luke Shannon. Trotz vieler Produktionsquerelen – "Der Kameramann" war der erste Film, den Keaton nach der Unterzeichnung eines neuen Vertrags mit MGM abdrehte – gelang Regisseur Edward Sedgwick ein Stummfilm-Spätwerk voller Gags und überraschender Einfälle.
Keatons virtuoser Umgang mit aktionsreicher Komödie und seine avantgardereifen, visuellen Experimente geben diesem Slapstick-Meisterwerk seinen besonderen Charakter.
Sa, 04.07. 20:30 Uhr
Anna-Seghers-Reihe des Staatstheaters
Katharina oder: Die Kunst Arbeit zu finden
Dokumentarfilm von Barbara Trottnow, D 1995, digital, 80 Min., OF
nach einem Drehbuch von Anna Seghers
Anschl. Gespräch mit der Regisseurin – im Rahmen der Anna-Seghers-Reihe des Staatstheater Mainz
Vier Frauen suchen in schwierigen Zeiten Arbeit. Die Schriftstellerin Anna Seghers musste 1933 ins Exil nach Paris fliehen. Auf der Suche nach neuen Stoffen erinnerte sie sich dort an einen Zeitungsartikel über Maria Einsmann, die in Mainz viele Jahre unerkannt in Männerkleidern gearbeitet hatte. So entstand die Geschichte der Katharina Rendel, die nach dem Tod ihres Mannes seine Kleider anzieht, um Arbeit in einem Bergwerk zu finden. Gudrun Selent kommt aus der ehemaligen DDR und erzieht ihren Sohn allein, seit 1990, dem Jahr der Wiedervereinigung, ist sie arbeitslos.
Hintergrund
Anlass für den Film war ein lange verschollenes Drehbuch, das Anna Seghers 1934/35 zusammen mit Hans Richter und Friedrich Kohner schrieb und das jetzt im Museum of Modern Art in New York gefunden wurde. Barbara Trottnow verknüpft in ihrem Film Spielszenen aus dem Drehbuch mit dokumentarischen Anmerkungen zu den schwierigen Lebensumständen von Anna Seghers und sucht Parallelen zur Situation von Frauen heute. Außerdem macht sie sich auf die Suche nach Maria Einsmann, deren wahre Geschichte Anna Seghers auf die Idee brachte. Katharina, Maria, Anna und Gudrun - vier Frauengeschichten, erfunden und wahr, gespielt und beobachtet, damals und heute, und die Frage: Wie weit müssen Frauen gehen, um in schwierigen Zeiten Arbeit zu finden?
So, 05.07. – Di, 07.07. 20:30 Uhr
Helden und Legenden / Lehrer und Schüler
Neuland
Dokumentarfilm von Anna Thommen, CH 2014, digital, 93 Min., Hochdeutsch/Schweizerdeutsch/Farsi
«Neuland» begleitet junge Migrantinnen und Migranten während der zweijährigen Schulzeit in der Integrationsklasse Basel auf ihrem ungewissen Weg in eine hoffentlich bessere Zukunft – in einem für sie unbekannten Land mit einer fremden Sprache und Kultur.
Sie sind weit gereist – per Flugzeug, Zug, Bus oder Boot. Jetzt finden sie sich in der Integrationsklasse von Lehrer Christian Zingg in Basel wieder, wo Jugendliche aus aller Welt innerhalb von zwei Jahren Sprache und Kultur unseres Landes kennenlernen. Unter ihnen der 19-jährige Ehsanullah aus Afghanistan, der das Meer in einem Schlauchboot und die Berge zu Fuss überquert hat. Oder die albanischen Geschwister Nazlije und Ismail, die ihre Heimat aus familiären Gründen verlassen haben und nun bei Verwandten wohnen.
Wie die drei hoffen alle in Christian Zinggs Klasse, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und in der Schweiz ihre Träume leben zu können. Der Lehrer macht sich und ihnen keine Illusionen darüber, dass es schwierig ist, in einem fremden Land einen beruflichen Einstieg zu finden. Gleichwohl wird Herr Zingg nicht müde, den Glauben seiner Schülerinnen und Schüler an sich selbst und an eine bessere Zukunft zu stärken...
Anna Thommens an verschiedenen Festivals ausgezeichneter Dokumentarfilm öffnet den Blick in eine Welt, die man so kaum kennt. Gekonnt verwebt die Regisseurin verschiedene, einfühlsam beobachtete Geschichten. «Neuland» ist engagiert, bringt einem die porträtierten Menschen näher und entkräftet Vorurteile – ein fesselnder, sensibler und eindringlicher Film.
Pressestimmen
Was die junge Regisseurin aus einer unspektakulären Ausgangslage macht, ist wirklich bemerkenswert. Ohne Pathos, ohne überladene Botschaften, ohne aufdringliche Symbolik oder auffällige dramaturgische Kniffe leistet dieser Film etwas, was der Alltag kaum je ermöglicht: Er bringt uns Menschen nahe, ihre Gesichter und Lebensgeschichten, ihre Ängste und Freuden, ohne dass sie je bloßgestellt würden. (Neue Zürcher Zeitung)
So ist NEULAND ein sensibler, eindringlicher, bisweilen unmittelbar berührender Film, der das nicht nur in der Schweiz relevante Thema gesellschaftlicher Integration geschickt behandelt – und nebenbei großartigen Lehrern wie Christian Zingg ein kleines Denkmal setzt.
(filmdienst)
Auszeichnungen: Zurich Film Festival: Bester deutschsprachiger Dokumentarfilm; First Steps Berlin: Bester Dokumentarfilm; Berner Filmpreis: Publikumspreis; Max Ophüls Preis: Special Mention; Solothurner Filmtage: Prix du Public; Schweizer Filmpreis 2014: Nomination (Bester Dokumentarfilm)
Offizielle Filmseite:
http://neuland-film.de/
Unterrichtsmaterial (Deutscher Bildungsserver):
http://www.bildungsserver.de/db/mlesen.html?Id=55491&mstn=6
Unterrichtsmaterial (direkt):
http://neuland-film.de/wp-content/uploads/2015/03/Neuland_Schuldokumentation_Deutschland.pdf
Mi, 08.07. 20:30 Uhr
Cinéma de Femmes - Junges französisches Kino
Bande de Filles
Spielfilm von Céline Sciamma, F 2014, digital, 112 Min, OmU
D: Karidja Touré, Assa Sylla, Lindsay Karamoh, Marietou Touré u.a.;
Musik: Para One, Rihanna
Mit Einführung von Felicitas Hilge (Filmwissenschaft Mainz)
»Eine 16-Jährige aus einer Pariser Banlieu schließt sich einer dreiköpfigen Mädchengang an, deren Mitglieder alle wie sie dunkelhäutig sind. Befeuert von ihren neuen Freundinnen, beginnt sie immer häufiger die Schule zu schwänzen und aktiv am kriminellen Treiben der Clique teilzunehmen.
Das politisch wie sozial überaus wache Drama erzählt als intime Porträt vom Aufbegehren an den Ränder der französischen Gesellschaft. Der genau komponierte, einfallsreiche Film besticht ästhetisch wie inhaltlich, weil er die Wahlverwandtschaft der Gruppe als unkonventionelle Form des Erwachsenwerden analysiert.«
(filmdienst)
Do, 09.07. 20:30 Uhr
Junge Israelische Filmszene
Vier Kurzfilme der Tel Aviv University
Einführung und anschließendes Gespräch mit Alex Elsohn, Repräsentant der Tel Aviv Universität für Nord-West-Europa
Die Filme der Studierenden der Hochschule für Film und Fernsehen der Tel Aviv University (TAU) sind überdurchschnittlich oft bei internationalen Festivals vertreten. Die jungen Filmemacher gehören der nach dem Jom Kippur-Krieg 1973 geborene Generation an - eine neue Generation, die das Andere sucht, das Individuelle, Fragen stellt und sich weigert, in deinen großen gesellschaftlichen Schmelztiegel geworfen zu werden. Die Sammlung der Filme möchte diese verschiedenen Schichten aufzeigen, die in der israelischen Gesellschaft vorhanden sind. Diese junge Generation erlaubt sich, Kritik zu üben, für soziale Gerechtigketi auf die Straße zu gehen. Im Zentrum der Filme stehen Familiensituationen, Integrations- und moralische Fragen, Ängste und Erwachsenwerden - und immer wieder die Suche nach der Identität, die stets im Mittelpunkt der israelischen Gesellschaft steht. Gezeigt werden Kurzfilme die "Pinhas", "Raz und Radja", "Eva is Leaving" und "Paris on the Water".
In Kooperation mit Givat Haviva Deutschland e.V., Studienstelle Israel, Arbeitsgemeinschaft Israel (Uni Mainz), Landeszentrale für politische Bildung RLP
TAU Department of Film and Television:
https://en-arts.tau.ac.il/filmTV
Eva is Leaving
Spielfilm von Aya Somech, IL 2010, 15 Min.
Eldad, der Besitzer von „Eldad’s Coffee Shop“, wird religiös: Er versucht seinen Coffee Shop koscher zu machen, während seine Frau und sein Mitarbeiter darauf beharren, ihre alten Gewohnheiten beizubehalten. (Bild oben)
Pinhas
Spielfilm von Pini Tavger, IL 2008, 30 Min.
Pinhas und seine Mutter sind neue Immigranten aus Russland. Die alleinerziehende Mutter hält sich mit Nachtschichten im Supermarkt gerade so über Wasser. Wenn Pinhas von der Schule kommt, liegt sie übermüdet im Bett, die restliche Zeit verbringt sie mir ihrem Liebhaber.
Im dritten Stock lebt eine gläubige Familie. Pinhas fühlt sich von der Wärme und dem Zusammenhalt der Nachbarfamilie angezogen. Er trifft dort auf ein gleichaltriges Mädchen und ihren älteren Bruder Shimon, der ihn mit den Schriften der Thora vertraut macht. Dabei bemerkt Shimon nicht, wie wörtlich der kleine Junge die religiösen Erzählungen nimmt.
Raz and Radja
Spielfilm von Yona Rozenkier, IL 2012, 17 Min.
Raz, ein müder Reservesoldat, bewacht einen kaputten Armeelastwagen und Radja, einen Palästinenser, der die Ausgangssperre mißachtet hat.

Die Beiden versuchen wiederholt den Lastwagen zu starten, während sich ein freundlicher Esel weigert, sie allein zu lassen.
Paris on the Water
Spielfilm von Hadas Ayalon, IL 2014, 27 Min
Batya, eine einst berühmte Schauspielerin, bekommt nach Jahren beruflicher Frustration endlich noch eine Chance auf ein Comeback. Am Tag der Vorsprechprobe zwingt sie jedoch ein unerwartetes Ereignis sich mit persönlichen Problemen zu befassen. Der Film offenbart den inneren Kampf Batyas, in dem sie mit der Aufgabe konfrontiert wird, Prioritäten zu setzen. (Bild rechts)
Auszeichnung: Studenten-Oscar für den besten ausländischen Film 2014
Filmseite:
http://www.parisonthewater.com/#!hadas-ayalon/c11s
+++ anschließend Sommerpause +++